Nachdem ich festgestellt habe, dass ich zunehmend bequem gelassener geworden bin und sich der Sommer zudem verabschiedet hat, benötigte ich dringend etwas, das die Lebensgeister wieder weckt, um damit endlich mal fertig zu werden oder wenigstens deutlich voranzukommen. Zufällig entdeckte ich in den Weiten des Internets ein mir unbekanntes Gewürz, das von der Beschreibung her sehr interessant klang. Wilder Andaliman-Pfeffer. Als scharf-säuerlich mit intensiv fruchtigem Zitrusaroma, prickelnder Schärfe sowie einem Geruch zwischen Kaffirlimette und Korianderblättern wird dieser beschrieben. Bei solch seltenen Gewürzen kommt man um eine Bestellung nicht herum, aber schon am nächsten Tag traf die Lieferung (natürlich mit reichlich Beifang) im Gruselkabinett ein. Ich freue mich immer sehr, wenn ich neue kulinarische Spezialitäten entdecke – hierbei war die Vorfreude sehr groß und die Spannung, ob sich der schon gedanklich vorgestellte Geschmack den Erwartungen entspricht noch um einiges größer. Ich packte die Sendung gleich aus und öffnete die kleine Dose… Der Geruch fesselte mich sofort. Ich hätte endlos einfach nur daran riechen können. Dann probierte ich aber auch etwas von den Früchten, deren Geschmack ebenso überwältigend ist. Der verwandte Szechuan-Pfeffer bietet dagegen nur einen Hauch dieser Fülle an Aromen. (Gar nicht zu reden von Schwarzem Pfeffer, der mit künstlichem Zitrusaroma versetzt wurde.) So massiv wiederbelebt (bis auf die Zunge) habe ich dann auch gleich nach Feierabend voller Elan zum Pinsel gegriffen. Zum Glück rede ich ja nur immer davon, dass die Wandgestaltung bei mir mundgemalt erfolgt, um den Aufwand zu verdeutlichen. Die nächsten Tage sind essenmäßig schon verplant (eine umfangreiche Vorratshaltung gab es bei mir auch schon vor Coronazeiten), aber was gäbe es Schöneres und Anspornenderes als dieses faszinierende Gewürz erstmals mit der Fertigstellung der Malerarbeiten in der Küche zu verwenden?