Ist der Kopf nicht frei, so hat man auch kein offenes Ohr. Nun ist aber wieder der Freiraum vorhanden, um die Lauscher aufzustellen. Ein später Montagabend ist gewiss nicht ganz so geeignet, um sich mühelos auf subkulturelle Darbietungen zu stürzen, aber immerhin hat es sich gelohnt.

Bewusstseinsindustrie (Enzensberger lässt grüßen) gibt es zwar „erst” seit 1993, aber ihr Zuhause ist eher in den Achtzigern bzw. auch noch davor zu finden – da, wo Gothic, (Dark) Wave und Post-Punk daheim sind. Es hätte auch gar keines Coversongs bedurft, um zu erkennen, dass da Joy Divison sehr gemocht werden. Die Vorband aus Kiel war also schon mehr als nett. Der Haupt-Act aus Frankreich wusste allerdings noch mehr zu überzeugen. Kwoon machen atmosphärischen Post-Rock, der einen in einen wohlig melancholischen Sound-Kokon einspinnt, aber gleichfalls auch wieder brachial herausreißen kann und einen dann mit Lärmkaskaden überschüttet, in die man sich aber genauso gern fallen lässt. Dass dabei Stimme, Mikro und Drumstick teilweise abhanden kamen, fiel bei all der Schönheit nicht weiter ins Gewicht.