Vor ein paar Jahren habe ich mal ein Kochbuch für unsere Seniorenwohnanlage gestaltet. Enthalten waren Rezepte von Bewohnern und Mitarbeitern. Von mir war auch eines dabei: Arròs negre. Die Idee für das Kochbuch stammte von mir und eigentlich hatte ich mir bei diesem Projekt eine Sammlung von regionalen Rezepten vorgestellt, die inzwischen schon oftmals in Vergessenheit geraten sind, aber es wurde dann doch mangels an entsprechender Beteiligung ein wildes Sammelsurium.
Um den Aufwand und die Kosten relativ gering zu halten, wurde alles selbst gemacht. Der Chefkoch des hauseigenen Restaurants hat also alles selbst gekocht und auch selbst fotografiert. Ich habe noch nie sooo viel mit Photoshop gemacht … Einen Monat war ich fast nur damit beschäftigt, aus dem Fotografierten etwas ansehnlich Aussehendes zu zaubern. Die teilweise sehr rudimentären Rezeptangaben kamen als Herausforderung noch hinzu. Das Ergebnis war dann aber doch sehr gut gelungen und bereitete als Weihnachtsgeschenk viel Freude.
Es war mal angedacht, jedes Jahr so etwas zu machen oder auf jeden Fall weitere Kochbücher folgen zu lassen. Nach dem doch sehr großen Aufwand war dies aber erst einmal kein Thema mehr. Und unmittelbar nach dieser Aktion war ich auch sehr froh darüber.
Nun sind wie geschrieben einige Jahre vergangen und jetzt kam der Wunsch nach einem neuen Kochbuch auf. Diesmal soll es ausschließlich Rezepte von Mitarbeitern geben und zwar gezielt sehr international, denn in der Pflege arbeiten sehr viele, deren Heimatländer auf der ganzen Welt verteilt sind. (In der Bewohnerzeitschrift haben wir inzwischen auch eine feste Rubrik, wo einzelne Mitarbeiter mit ihren Herkunftsländern vorgestellt werden.)
Schöne Idee, aber wie soll man das umsetzten? Wenn man davon ausgeht, dass alles wieder selbst gemacht werden soll. Der Chefkoch kommt hierfür jedenfalls nicht in Frage. Dass die jeweiligen Mitarbeiter selbst ansatzweise brauchbare Fotos machen, ist auch eher unwahrscheinlich. Unabhängig von Corona ist es sicher auch keine Lösung, wenn man diese hierfür zuhause aufsucht. Tja, da bleibt aus meiner Sicht nur eines: ich mache das alles komplett. Also kochen und fotografieren. Das traue ich mir durchaus zu – egal wie exotisch das wird. Und ich hätte dazu auch sehr große Lust.
Also mit meiner Chefin darüber gesprochen, wie ich mir eine Umsetzung vorstelle. Klar, dass das alles als Arbeitszeit gilt. Bei ihren Bedenken, dass das dann auch gegessen werden sollte (auch vom kleinen Monster!) – „weil hierfür ja keine Lebensmittel verschwendet werden sollten”, konnte ich sie beruhigen. Ich bin ja im Gegenteil ganz gespannt darauf, wie das dann schmeckt. Sie ging dann sogar soweit, dass sie überlegte, dass zumindest ein Teil der Lebensmittel bezahlt wird. Aber hey – ich würde das schon genial finden, wenn ich in der Arbeitszeit interessante Rezepte ausprobieren könnte und dann auch gleich eine leckere Mahlzeit hätte.
Ich bin jetzt jedenfalls sehr gespannt, ob mein Vorschlag von den Auftraggebern angenommen wird und ich zukünftig ab und zu statt Maus zum Kochlöffel greife.