Der erste Tag war noch recht kühl mit 17 °C und beinhaltete auch etwas Regen – mit anderen Worten Hamburger Sommerwetter. Die Orangenbäume blühten nur vereinzelt, aber schon am nächsten Tag wurde es wärmer und der Duft hüllte einen fortan überall ein. Die Temperaturen steigerten sich sogar bis 32 °C – nur im Mittelmeer gab es da noch Kühle (ja – ich war drin).

Ich hatte wieder ein Quartier mitten in der Altstadt gewählt, direkt neben der Kathedrale und dem dazugehörigen Glockenturm. Micalet, die große Stundenglocke, lässt ihren dunklen, vollen Ton des nächtens glücklicherweise nicht erklingen. Auch ansonsten war es für südliche Gefilde relativ ruhig. Von València sagt man ja, dass es die kleine Schwester von Barcelona wäre – mitunter hat man das Gefühl, dass es eine sehr kleine Schwester sein muss.

Das Altstadtgebiet mit den meisten Sehenswürdigkeiten hat eine sehr überschaubare Größe und wird von einem wunderbar angelegten Grüngürtel umschlossen, der ein trockengelegtes Flussbett ist. In diesem befindet sich auch die futuristisch anmutende Stadt der Künste und der Wissenschaften. Jenseits davon ist nur noch das ehemalige Fischerdorf El Cabanyal mit dem anschließenden Strand interessant.

Dort fanden am Abend des Gründonnerstag Prozessionen statt, was für unsereins ziemlich befremdlich wirkt – insbesondere die Capuchones mit ihren spitzen Kapuzen, die an den Ku-Klux-Klan erinnern. Auf jeden Fall ein ziemlich beeindruckendes Erlebnis.

Vor unserer Anreise fanden in València die Fallas statt. Ein Frühlingsfest, bei dem sehr aufwendig gestaltete Puppen verbrannt werden. Das wäre sicher auch sehr eindrucksvoll gewesen, andererseits befindet sich València dann im Ausnahmezustand. Glücklicherweise gibt es ein Museum, in dem die Puppen, die jährlich begnadigt wurden, ausgestellt werden – beim Ansehen kann man überhaupt nicht verstehen, dass diese ursprünglich den Feuertod finden sollten.

Neben vielen sehenswerten Gebäuden, bei denen sich ein Blick auf die Details lohnt, gibt es auch einiges an Street Art zu bewundern. Fast überall sieht man die schwarze Ninja-Figur von David de Limón, aber auch viele Bilder, die ganze Häuserwände einnehmen oder bestickte Fassaden.

Bei dem guten Wetter fielen die inhäusigen Besichtigungen etwas knapper aus. In der Kathedrale gibt es u. a. den Heiligen Gral zu sehen, Gemälde von Goya oder den Arm von St. Vincent (was auch schon der morbide Höhepunkt in València war). Außen sieht man an einem Nebeneingang Kerben, die der Scharfrichter beim Beilschärfen hinterlassen hat. Vom Glockenturm El Miguelete hat man eine gute Übersicht über die Stadt. Neben dem Fallas-Museum war ich auch noch im Museum für moderne Kunst (IVAM), das über eine beeindruckende Bibliothek verfügt, in der man stundenlang stöbern könnte. Beim Schlendern durch die Altstadtviertel gibt es zudem viele interessante kleine Läden und auch Galerien zu entdecken.

Eine Fahrradtour wurde auch noch unternommen und zwar ein Ausflug zum Naturpark „La Albufera”, in dem Spaniens größter Süßwassersee liegt, den man per Bootstour sehr schön erkunden kann. In der Umgebung befinden sich viele Reisfelder, die um diese Jahreszeit allerdings nur kahle, trockene Gebiete sind. Aber ebenfalls Zitronenbäume, die einen dazu einladen, ihre Früchte zu ernten. Dort befindet sich auch der kleine Ort El Palmar, dem Geburtsort der Paella. Schön anzusehen ist er jedoch weniger, dafür bietet er aber um so mehr Gaumenfreuden.

In València selbst war ich diesbezüglich etwas enttäuscht. Restaurants, die mehr als die Handvoll Standardgerichte an Paella anbieten, sind doch etwas seltener. Seltsamerweise war gefühlt jedes dritte Restaurant ein Italiener oder so etwas in der Art. Um so kulinarisch erfüllender war der Zentralmarkt. Die Preise sind zwar alles andere als günstig, aber dafür gibt es neben absolut frischen Sachen vor allem viele Spezialitäten. Mein Reisegepäck wurde am letzten Tag dadurch bedeutend größer. Und so konnte sich das daheim gebliebene kleine Monster beispielsweise an Seeigeln, Entenmuscheln (wenn man die sieht, fragt man sich schon, ob man die überhaupt essen kann) oder wilden Spargel erfreuen. Beim nächsten Besuch des hiesigen spanischen Großmarkts werde ich sicher mit erweiterten Blick das Sortiment wahrnehmen.

Ich habe jedoch zusätzlich nicht nur Essen im Gepäck gehabt, sondern auch einen Flohmarktfund. Dabei handelt es sich nicht um die in der Bildstrecke abgebildete Stierarena, sondern um etwas Schädeliges – dazu dann später mehr.

Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass sich ein Besuch Valèncias sehr lohnt, auch wenn ich mich nicht rettungslos in diese Stadt verliebt habe. Es geht dort weitaus ruhiger zu als in Barcelona, was durchaus entspannend ist. Zu sehen und zu entdecken gibt es in jedem Bereich ganz sicher mehr als genug. Bei einer besseren Auswahl meiner Reisebegleitung hätte sich das wohl noch steigern lassen. Aber auch so war es einfach schön. Allein auch schon deswegen, dass man draußen statt Schnee schon quasi laue Sommerabende hatte, die man endlos hätte verbringen können. Und dann immer dieser Duft von Orangenblüten…

Und hier gibt es noch mehr Bilder zu sehen.