Viele Konzerte werden hier von mir gar nicht erwähnt. Sei es, weil ich sie nicht so interessant fand oder aber nicht dazu gekommen bin, auch wenn der Auftritt noch lange nachgewirkt hat und die Musik unvergessen bleibt. Christine Owman gehört zur letzteren Kategorie. Schon bei ihrem ersten Konzert vor vier Jahren in der Hasenschaukel überzeugte mich die einzigartige Mischung ihrer Musik und Performance (die gezeigten selbstkreierten Filme sind ein gleichwertiger Bestandteil ihrer Shows). Genauso vielfältig wie der instrumentelle Einsatz wie z. B. Cello, Ukulele, Singende Säge, die sich ebenso wie ihre Stimme mit elektronischen Effekten verbinden, sind auch die Quellen, die sie inspiriert haben mögen oder die man rauszuhören meint. Düster und melancholisch sind indes alle ihre Songs, die trotz oder gerade wegen ihrer oft minimalistischen Umsetzung direkt unter die Haut kriechen und wohlige Schauer hinterlassen.

Jetzt also sollte Christine Owman das erste Mal nicht allein auf der Bühne stehen. Begleitet wurde sie von Erika Rosén an der Gitarre, die sie zudem gesanglich unterstützte (zuvor gab es auch gemeinsame Tourneen mit Einzelauftritten) und Magnus Sveningsson, dem Bassisten von den Cardigans, der vor kurzem erst in Japan vor 20.000 Zuschauern gespielt hat. Man sollte meinen, dass man nun mmso ein Konzert in irgendeinem der coolsten Läden von Hamburg zu sehen bekommt. Und irrt sich gewaltig. Der Music Star in Harksheide, einem Ortsteil von Norderstedt war der Veranstaltungsort. Nach Norderstedt fährt zwar die U-Bahn, auch wenn es nicht mehr zu Hamburg gehört, aber normalerweise gibt es keinen Grund dorthin zu fahren. Und als kulturell verwöhnter Großstadtbewohner zählt dies zu solchen Vorortgegenden, wo man Sätze gebraucht, bei denen die Wörter Hund, tot und Zaun vorkommen. Im Nebenraum eines versteckt liegenden kleinen Cafés befindet sich ein Musikklub, der mit viel Engagement geführt wird und technisch bestens ausgestattet ist. Gegen kleine Klubs habe ich ja überhaupt nichts, eher das Gegenteil. Bei diesem fühlte ich mich aber doch etwas abgeschreckt. Die Handvoll Besucher, die keine Klubmitglieder waren, fielen sofort auf. Sprich, man selbst auch. Der mehrheitlich bestuhlte Raum war gefüllt von Leuten, unter denen ich mich viel zu jung fühlte. Eine eingeschworene Gemeinde, in der die jüngsten weit über Fünfzig sind, die aber nichtsdestotrotz sehr begeisterungsfähig ist. Zusammen mit einer Musikerin wie Christine Owman wirkte das sehr bizarr. Auf das Konzert hatte dies allerdings keinen Einfluss. Es war großartig, diese Musik nun einmal live richtig umgesetzt zu sehen und nicht „nur” als Soloshow. Schnell verlor man sich im Sog dieser faszinierenden Musik und vergaß die Umgebung.