„Wilde Knaben und ungeduldige Mädchen, die weder der Vater noch die Mutter zu beschwichtigen vermögen, der magische Zug des Buches zähmt sie; […] sie sitzen laut- und athemlos. Aber das süsse Narkotikum, womit man die unruhige Langeweile dämpft, hat diese Wirkungen: Im Genusse jener Reize, welche die Phantasie fieberhaft erregen, wächst zugleich das Gelüste und der Durst nach dem Reiz immer neuer Gemüthsregungen, süssen Grauens, halsbrechender Phantasieläufe, und es erzeugt sich jene Lesewuth, die nicht selten so stark wird, dass das Kind seinen Bücherdurst, wie ein dem Trunke verfallener Unglücklicher, nicht mehr zu bändigen weiss und zur Befriedigung desselben nicht minder unsittliche Mittel ergreift als Jener. Und dazu ist auch gewiss, das Kinderbuch kann auch leiblich entnerven, und wenn die Eltern sehen, dass ihr Kind, tiefaufathmend vom Ende der schönen Geschichte, mit glühendem Kopfe und gläsernen Augen dasitzt, so dürfen sie fürchten, dass ein solches Lesesiechthum bereits begonnen hat.”

Franz Dula, Schweizerischer Lehrerverband, 1860