… sind dann doch nicht sooo lang, wenn man tagsüber schon die ganze Zeit unterwegs ist und vor allem, wenn man weiß, dass sich zwischen Nachtleben und horizontaler Niederlassung gefühlt 1000 Stufen befinden. Der Ausblick über die Dächer Berlins ist schon schön, aber eben auch etwas beschwerlich. Diesmal beschränkte sich der Aktionsradius fast nur auf Kreuzberg, aber das heißt nicht, dass nicht viel unternommen wurde. Los ging es mit einer entspannten Runde quasi um den Block, also quer durch den SO 36. Zwischendurch wurden sich aus dem reichhaltig vorhandenen Angebot an türkischen Köstlichkeiten Tekno Köfte geangelt – Köfte zusammen mit Haloumi, Falafel und Salat mit viel frischer Minze = super lecker. Der Dauerregen (nicht aus Hamburg mitgebracht – darauf lege ich wert!) war aber nicht sehr zum ewigen Schlendern geeignet und so wurde dann erst einmal Merret Oppenheim besucht. Vor allem ihre Objektsachen habe ich zwar schon größtenteils gesehen, neu entdeckt habe ich für mich allerdings ihre Gedichte und ihre Wolken-, Nebel- und Gestirnbilder sind real kaum erfassbar – als Abbildung wird deren Atmosphäre sicher überhaupt nicht erfahrbar sein. Der Regen draußen war indes nach wie vor sehr gut erfahrbar, so dass ein Rückzug in unser Himmelsnest erfolgte, um dort in aller Ruhe den Abend zu planen.
Das zuvor angedachte pralle Programm schrumpfte auf einen Ausflug zum SO 61. Kulinarisches Verwöhnprogramm gab es erneut beim Parlament der Engel (mein Gaumen erfreute sich an hausgemachten Tortiglioni mit Artischockenfüllung, die sich mit einer Kräuterweißweinsauce und Tintenfischchen sehr gut vertrugen). Und schon war es Zeit, um rüber zum Arcanoa zu gehen – Höhepunkt der dortigen sehr kreativen Innenraumgestalung ist sicher der Fluss im Tresen. Hingelockt haben uns aber die beiden auftretenden Bands. Die recht jungen Musiker von Isolation Berlin boten einen sehr professionellen Auftritt, der musikalisch irgendwo bei 80er Post Punk mit 50er Einfluss zu verorten ist und viel Wert auf ernsthafte Texte legt. The Polymonsters sind optisch alles andere als unauffällig. Ihre Musik ist eine catchige Mischung aus Pop, Punk, Elektro und Glam.
Um den Bericht mal abzukürzen, geht’s mit Häppchen weiter. Auf diese Weise verbrachten wir auch den folgenden Tag. Ein bisschen Friedrichshain, ein bisschen Neukölln. Da mal einen leckeren Happen, dort eine schmackhafte Kleinigkeit – diesmal mehr asiatisch geprägt. Und schon war der Tag auch wieder vorbei, dabei waren wir doch gerade erst angekommen. Abends wurde im Wrangelkiez Madame Claude aufgesucht, bei der einiges auf dem Kopf steht. Live sorgten Alix Vesper mit Post Dance für Bewegung AMOIRË traten reduziert mit Klavier und großer Leinwand auf, auf der sich sehr schön anzusehende grafische Animationswelten ausbreitenden.
Durch die relativ frühe Rückfahrt reichte der nächste Tag nach dem Ausschlafen nur für ein ausgiebiges türkisches Frühstück in Begleitung einer trägen Englischen Bulldogge. Ach, ja – von Mateo Dienen und Johan Potma wanderte auch wieder Zuwachs ins Gruselkabinett – beispielsweise der da. So, und nun brauche ich erst einmal ein Wochenende zum Ausruhen. Morgen ist doch Samstag, oder?