Wie schon geschrieben war London für mich vor allem auch in kulinarischer Hinsicht bereichernd. In der kurzen Zeit war es schwierig, sich zu entscheiden, was man goutieren sollte. Das Essen von meinem Gaumen möglichst unbekannter Länder wollte ich probieren und so war ich geschmacklich beispielsweise in Äthiopien oder Venezuela. Wenn man sich hierorts genauer umsieht, kann man so etwas und viel anderes zwar auch entdecken, aber man muss schon mehr suchen und findet nicht an jeder Ecke und zu fast jeder Zeit international so breit gefächerte Food Markets wie in London. Und entweder ist das hier mehr gourmetmäßig ausgerichtet und entsprechend teuer oder lässt qualitativ zu wünschen übrig und ist trotzdem überteuert.
Einfache und trotzdem qualitative Imbisse sind eher selten, wenn es um internationale Gerichte geht. Und selbst wenn es an jeder Ecke einen Dönerladen gibt, muss man schon darauf achten, dass man einen der wenigen guten erwischt. Das ist übrigens momentan ziemlich neu in London: German [sic] Kebab. Normalerweise gibt es dort Döner im Dürüm (also dünnem Fladenbrot) und wahlweise mit Lamm oder Geflügel. Also kein Kalbfleisch und kein Pide, womit nun ein deutscher Döner bezeichnet wird. Aber das musste ich nun ganz gewiss nicht probieren.
Anders sah es mit der indischen Küche aus, die hier zwar auch recht verbreitet ist, aber in London wohl den besten Status hat, was indisches Essen in Europa betrifft (zu recht, wie ich meine). Und auch wenn es hier genug indische Supermärkte mit reichhaltigem Angebot gibt oder Asialäden mit indischem Sortiment, so konnte ich doch nicht widerstehen in London einiges für die heimische Küche mitzunehmen. Die Zutaten für fast alle Gewürzmischungen habe ich zwar daheim, aber die Rezepturen sind so vielfältig wie allgemein die indische Küche und so ist demnächst indisches Essen wohl noch mehr ein Schwerpunkt als zuvor bei zukünftigen Mahlzeiten.
Eines der ersten Sachen, die ich zu Beginn des neuen Jahres getan habe war, dass ich mich wieder bei der Bücherhalle angemeldet habe (so heißen die öffententlichen Bibliotheken in Hamburg). Lesestoff habe ich zwar noch mehr als genug (gerade „Friedhof der Klaviere” von Jóse Luís Peixoto, dessen Werk ich seit „Das Haus im Dunkel” ziemlich verfallen bin), aber bei Reiseführern ist es einfach schon sehr praktisch, sich diese einfach auszuleihen. Und bei Kochbüchern. Als ich heute dort war, um die London-Reiseführer abzugeben, wurden gleich auch mal die indischen Kochbücher inspiziert. Das Angebot in der Zentralbibliothek war dann beim Querlesen doch sehr ernüchternd und ich glaube nicht, dass da nun ein essentieller Großteil ausgeliehen war. Einzig ein Buch wirkte auf mich überzeugend und das hatte als Schlagwort „1,5 kg” auf dem Titel. Mit 1000 Rezepten ist dieses Werk von Pushpesh Pant nicht nur sehr umfassend (und schwer), sondern von der Authentizität her so überzeugend, dass ich mir Gedanken über eine Anschaffung von eben diesem Gedanken machte. Das habe ich mir zuvor auch schon beim „Silberlöffel” (gleichfalls zurecht als Bibel bezeichnet und die italienische Küche betreffend) gemacht. Aber da wie dort reicht es ja vollkommen, dass ich mir das jederzeit ausleihen kann, zumal ich eher nicht der Typ bin, der 1:1 Rezepte nachkocht, sondern diese mehr als Inspiration sehe. Andererseits sind viele Rezepte so ausgefeilt, dass man sie genau so machen sollte. Nun ja, indisches Essen wird jetzt wohl noch mehr im RL-Gruselkabinett zu finden sein.