Die Sonne empfing uns voller Wärme, aber noch waren die Fluten eisig. Aber wer kann schon einem Meer widerstehen, wenn es sich blaugrün und schaumbekrönt vor einem endlos ausbreitet? Wasser und Himmel so weit das Auge reicht … Und nicht nur die Wogen lockten. Wilde Wälder wollten erwandert werden und die wohl größte Bauruine Deutschlands (nein, es handelt sich nicht um die Elbphilharmonie) erweckte erneut den Forscherdrang. Der leicht melancholisch sehnsuchtsvolle Pfiff der Dampflok hallte unablässig über die Insel – auch dieser wurde erhört. Nur abgetaucht, ohne nass zu werden, sind wir nicht. Ebenso wenig wurden schwindelerregende Stufen erklommen – die Aussicht bestand an diesem Tag ohnehin nur aus Nebel. Denn die Sonnenstrahlen waren nicht immer bei uns, aber der täglich angekündigte Regen samt Gewitter verzog sich in die Tiefe der Nächte, so dass jeder Tag uneingeschränkt im Draußen genossen werden konnte. Im Dunkeln verwandelten sich indes die strahlend weißen Häuser der Bäderarchitektur in Geisteranwesen, nur um jeden Morgen erneut in allem Prunk dazustehen – nur einige gaben sich dem Verfall hin, ohne dabei ihren Charme zu verlieren. Schon während unseres Urlaubs habe ich jedenfalls beschlossen, dass ich unbedingt eine Veranda brauche – Balkon oder Dachterrasse war gestern. Wunderbar auch die Abende hoch über dem Meer – beim Blick von der Steilküste wirkte die spiegelglatte See noch viel endloser. Aber das Schönste bleibt dennoch, sich den Wellen hinzugeben. Vor allem, so wie am letzten Tag, wenn nicht nur die Sonne warm ist, sondern auch das Wasser seine eisige Kälte verloren hat und eine tosende Brandung zeigt, dass auch die Ostsee nicht nur zahm sein kann. Von solch einem Meer werde ich nie genug bekommen können.

Mehr Meer und anderes mehr.