… sich her zu mir bewegt

Nur der Regen sich her zu mir bewegt,
Der Regen, der stumpf auf das Fensterbrett schlägt.
Nur die Kerze am Bett mir ihr Licht hinhält,
Sonst Einsamkeit im Ohr mir bellt.

Sonst sitzt nur Dunkel an meiner Tür,
Und der Regen, den ich als Herzklopfen spür‘,
Der Regen, der Tropfen um Tropfen zerschellt,
Als renn‘ er den Kopf sich ein an der Welt.

Der Regen, den ich wie Herzjagen spür‘,
Überschwemmt, und die Welt bleibt mir trotzdem dürr,
Ich starre die lautlose Lichtflamme an,
Die an der Kerze hartnäckig zehren kann.

Und die Kerze und ich, wir verstehen uns still:
Es verzehrt mich mein Blut, das sich totsehnen will.
Meine Sehnsucht muß sich ins Bett mit mir legen,
Sie nagt wie die Flamm‘ und ist verrannt wie der Regen.

Max Dauthendey: Der weiße Schlaf – Lieder der langen Nächte