Hauptsache man schafft es, sehr interessanten Künstlerinnen einen Platz für die Ausstellung ihrer Werke zu ermöglichen. Denn gerade noch so klappte es diesmal mit der add art – letztes Jahr fiel sie schon coronabedingt aus. Die beiden Nachwuchskünstlerinnen – Hiền Hoàng und Julia Sophie Plath –, die dieses Jahr ihre Werke bei uns im Firmengebäude ausstellten, hatten wir (hm, ja …) schon letztes Jahr ausgewählt. Die Vorfreude währte also sehr lang.

Julia Sophie Plath macht beeindruckend detaillierte Illustrationen. Meist schwarzweiß handgezeichnet koloriert sie anschließend digital ihre Werke und lässt diese mit hoher Sättigung vor allem im Schwarzbereich auf speziellem Papier mit einer angerauten Oberfläche drucken, so dass ein fast samtartiger, auch optisch haptisch wirkender Eindruck entsteht. Vielfach möchte man am liebsten einfach darüber streichen – was die Frau Sünderin bei ihrem Besuch auch kurz tat. Dies war auch vielfach möglich, da Julia alte Bilderrahmen verwendete, die oft ohne Glas genutzt wurden. Diese Rahmen zeigten auch allesamt einige Macken auf und vermittelten passend zu den Werken einen nostalgischen Charme. Für mich perfekt, gerade weil es insgesamt trotzt aller Perfektion auch um das Unperfekte geht. Eine melancholische Grundstimmung durchzieht all ihre Werke und die Darstellung wirkt poetisch surreal. Menschen – meist Frauen – bilden einen Schwerpunkt, aber auch Tiere, speziell Vögel. Ihre Inspirationen bezieht sie vielfach aus Filmen (Da sollten wir uns vielleicht auch noch mal austauschen!) Ihr reichen aber auch ein paar Worte oder auch eigentlich alles, was bei ihr eine Reflexion auslöst. Und schon entstehen Werke, die einen auf faszinierende Weise in eine andere Welt eintauchen lassen.


Die Fotografien von Hiền Hoàng scheinen auf den ersten Blick überhaupt nicht dazu zu passen. Die knalligen Farben mit Glanzdruck und dann auch noch auf sehr ungewöhnliche Weise präsentiert sind zunächst ein sehr harter Kontrast. All ihre teilweise großflächigen Werke hing sie einfach (Ha! Einfach! Aber schließlich klappte es doch.) in gewellter Form an die Wand. Hier ist der übliche kreative Prozess bei Fotografien nicht mit dem Druck abgeschlossen. Die Drucke werden als Skulptur begriffen und Zweidimensionales wird zu Dreidimensionalem. Sehr zur Irritationen von einigen Kolleginnen und Kollegen. („Nein, da ist nichts verrutscht …”) Vielfach sind Alltagsgegenstände dargestellt, die zu ungewohnten Kombinationen zusammengefügt werden und dadurch sehr surreal wirken. Gleichfalls wurde hier sehr viel Wert auf Details gelegt, deren Symbolik sich nicht unmittelbar auf den ersten Blick erschliesst. Hiền wurde bei vielen ausgestellten Werken von coronabedingten Situationen inspiriert – die Schwierigkeiten mit Kommunikation und Isolation trotz aller virtuellen Verbundenheit – und setzt dies auf sehr kreative Weise um.

Sehr schade ist nun, dass diese Ausstellung größtenteils nicht mehr länger wie sonst üblich bestehen bleibt, weil coronabedingt hier in der Firma alles dicht gemacht wird und so auch die geplante Mitarbeiterführung entfällt. Es war mir auf jeden Fall eine sehr große Freude, die beiden Künstlerinnen und ihre Werke näher kennengelernt zu haben.