Kanada, 2020
Regie: Dusty Mancinelli, Madeleine Sims-Fewer
Darsteller: Obi Abili, Jesse LaVercombe, Anna Maguire, Madeleine Sims-Fewer

Zwei Schwestern, die sich lange nicht gesehen haben, verbringen zusammen mit ihren Partnern ein Wochenende in einem einsam gelegenen Haus im Wald. Die Ehe von der älteren Schwester Miriam ist ziemlich am Ende, um so besser versteht sie sich mit ihrem Schwager. Die Sympathie und das Vertrauen finden in einer trunkenen Nacht am Lagerfeuer jedoch ein jähes Ende.
Dieser Arthousefilm mit Rape-and-Revenge-Thematik fängt mit einer von klassischer Musik begleiteten durchaus beeindruckend gefilmten Naturszene an, denen noch weitere folgen. Der erste Gedanke war sofort „Antichrist”! Leider reicht dieses Werk bei weitem nicht an dieses Meisterwerk heran, das sich tief in die Erinnerung hinein gefressen hat. „Violation” möchte schockieren und berühren, aber trotz durchaus drastischer Szenen gelingt dies aus meiner Sicht nicht. Das künstlerische Niveau ist zwar sehr hoch – insbesondere die sehr kreativen Nahaufnahmen sind schon sehr sehenswert, aber trotzdem bleibt eine Distanziertheit. Es fällt schwer, einen direkten Bezug zum Film und vor allem zur Hauptdarstellerin aufzubauen, was nicht unbedingt am schauspielerischen Talent liegt, sondern mehr an der Inszenierung. Nicht sehr förderlich sind hierbei die Zeitsprünge. Nach dem chronologisch geradlinig und weitläufig erzählten Anfang folgt abrupt quasi das Ende in ebensolcher detaillierter Darstellung. Jegliches Dazwischen, vor allem das Geschehen und die Folgen nach der Vergewaltigung, werden nur eher ansatzweise danach thematisiert. Und letztendlich ist das Szenario trotz aller künstlerischen Ambitionen doch ziemlich simpel – auf Gewalt folgt (noch mehr) Gewalt. Leider sehr viel verschenktes Potential bei der hochkarätigen optischen und auch akustischen Aufmachung, das insbesondere für ein Spielfilmdebüt auf einem sehr hohen Level ist.

Wiki
Trailer