Kein runder Jahrestag, an dem obligatorisch zurückgedacht wird. Aber das erste Mal, seitdem ich blogge. Grund genug für ein paar persönliche Rückblicke.

Tja, wie war das damals? Ich weilte gerade bei einer Tanzveranstaltung in einem Jugendclub. Das waren die Örtlichkeiten, die der DDR-Jugend zur Verfügung standen, um sich auf der Tanzfläche auszutoben, auch wenn diese noch andere Angebote hatten. Ende der 80-er sah es so aus, dass sich kein DJ mehr an die 40:60-Klausel (prozentuale Anteile der Musik West zu Ost) hielt. Wenn es Ost-Musik gab, dann die aus dem zunehmenden Independent-Bereich. Es wurde jedenfalls munter jeder Musikgeschmack bedient. Und das alles mit Ansage jedes einzelnen Songs. Da musste der DJ auch Moderator-Qualitäten aufzeigen. Und dann kam die Ansage, dass die Grenzen offen wären, der Personalausweis würde ausreichen zum sofortigen Überschreiten. Ein paar machten sich schnurstracks auf den Weg. Der Rest blieb ungläubig da. Ich auch. Erst beim Ansehen der Nachrichten konnte man es erst wirklich glauben. Obwohl das immer noch utopisch klang.

Am Wochenende fuhr ich nach Berlin. Sehr oft war ich schon dort. In der Hauptstadt der DDR – Ost-Berlin. Nun ging es aber nach West-Berlin. Der goldene Westen. Das Land der Verheißung. Die Janowitzbrücke wurde als Übergang gewählt. Empfangen von Kreuzberg. Es sah genauso grau wie im Osten aus, aber jeder kleine Gemüsehändler hatte Bananen. Also war das schon der Westen. Weiter ging’s zum Ku-Damm, der von Ossis überquoll. Die Nasen an den Schaufenstern plattdrückend. Mir war das peinlich. Ja, es gab viel mehr zu kaufen. Sehr viel mehr. Kein Grund, sämtliche Menschenwürde zu vergessen und jedem dargereichten Geschenk auf dem Boden hinterher zu robben [sic!]. Trotz alledem habe ich den Westen von Berlin (ja, Kreuzberg voran) in mein Herz geschlossen, dass zuvor der Osten durch viele Reisen schon getroffen hatte. Das ist für mich einfach nur Berlin – Ost wie West. Und wenn ich mich irgendwo heimisch fühle, dann dort. Aber das hat nun nichts mehr mit dem Ankommen in einem geeinten Deutschland zu tun, soweit es das denn gibt.