Gestern Abend fand nun der schon länger geplante Svankmajer-Videoabend statt. Ich liebe die Filme dieses Meisters des Animationsfilms. Wer jetzt bei Animationsfilm an Produkte aus dem Hause Pixar o.ä. denkt, sollte das ganz schnell wieder vergessen. Zumindest handelt es sich hierbei nicht um Familienfilme (auch wenn die Filmmusik typisch tschechisch ist und einen an die unvergessenen Kinderfilme aus ferner Zeit erinnert) und sämtliche Animationen kommen außerdem ohne digitale Bearbeitung aus. Mag sein, dass diese Form etwas antiquiert ist, aber sie besitzt ganz viel Charme. Durch diese Handarbeit kann wohl auch erst eine so ausgeprägte Liebe zum Detail entstehen. Eine grenzenlose Phantasie bannt surreale Welten auf die Leinwand (leider doch eher Bildschirm – im Kino hat man nur sehr selten die Möglichkeit), die meist doch nur einen Schritt vom alltäglichen Leben entfernt sind. Hier werden Träume Wirklichkeit und es gibt eben auch Albträume.

Eine Auswahl musste getroffen werden, da so ein Abend irgendwann doch einmal zu Ende ist, vor allem wochentags. Zwei Filme und zwei Kurzfilme wurden es letztendlich:

Virile Games
Fußball ist ein sehr brutales Spiel, bei dem es um Leben und Tod geht, was sich vortrefflich mit Knetmasse darstellen lässt. Und die Gewalt ist nicht nur auf das Stadion begrenzt. Sie findet mühelos, ohne dass es überhaupt bemerkt wird, ihren Weg ins heimische Wohnzimmer. Und das trifft ja nicht nur auf Fußball zu.

Down to the Cellar
Ein kleines Mädchen muss in den dunklen Keller zum Kartoffeln holen. Alles dort ist beängstigend. Gefräßige Schuhe, prügelnde Holzscheite, die mit Kohle backende Nachbarin, schwarze Katzen und vieles mehr. Die Kartoffeln leisten zudem auch noch Widerstand. Es entsteht ein Grauen, dass vollkommen ohne die üblichen Horror-Klischees auskommt.

Conspirators of Pleasure

„The first entirely erotic movie without coitus“ (Jan Svankmajer)

Hier geht es um doch sehr ungewöhnliche Leidenschaften. Verwendung finden Brotkügelchen, Teigrollen, Hühnerblut, Elektronik-Fachzeitschriften, Topfdeckel, Fuchsschwänze, Maurerkellen, Karpfen, Stroh, Regenschirme und einige andere obskure Objekte. Alle Protagonisten suchen ihre Erfüllung, die sie letzten Endes doch nicht erreichen.

Little Otik
Unerfüllter Kinderwunsch kann zu Wahnvorstellungen führen. Der Fischhändler fischt Babies aus dem Becken, selbst eine Melone beinhaltet eins. Was allerdings passiert, wenn der Wahn zur Realität wird, erfährt ein kinderloses Ehepaar mit einem Baumstumpf, den sie an Kindes statt annehmen. Das freudige Lächeln über den Nachwuchs verwandelt sich sehr schnell in ein schreckenverzerrtes Gesicht, als der Hunger des nicht mehr ganz so kleinen Otiks nicht mehr zu stillen ist.

Dem kleinen Otik werden die WurzelnNägel geschnitten.