Meine Arbeitsweise zählt wohl nicht so zu den beliebtesten unter den Kollegen, denn ich bin da ziemlich perfektionistisch veranlagt. Nur meine Chefin kann das locker noch toppen. Mir selbst geht es aber überhaupt nicht darum, dass ich nach außen hin alle (oft nicht einmal vorhandenen) Erwartungen erfülle, ich Angst vorm Versagen hätte, Anerkennung suche etc., sondern weil ich einfach nicht anders kann, als mich intensiv mit etwas zu beschäftigen (das betrifft eigentlich alles, nicht nur Berufliches), um dann eher zu meiner eigenen Freude eine möglichst vollkommene Umsetzung anzustreben. Klar ist das nicht immer möglich und Kompromisse stehen auf der Tagesordnung. Mein Perfektionismus hat durchaus pragmatische Grenzen. Allein zeitlich. Aber ich würde nie von Vornherein meinen Einsatz beschränken und mich irgendwie durchwurschteln, weil das ja auch reicht oder reichen könnte.
Aktuell war ich doch sehr verwundert, als ich diverse AGBs (wir haben 32 Konzerngesellschaften oder so) ins neue Corporate Design umgesetzt habe und ich mich ja eigentlich nur um die Gestaltung gekümmert habe, aber inhaltlich ist da einiges offenbar auch korrekturbedürftig. Ich fragte mich, wie das sein kann. Nun aber auch nicht mehr, wenn geltende Gesetze, wie das Heilpraktikergesetz von 1939 Formulierungen wie „Reichsminister des Innern, Reichsregierung oder Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung” immer noch beinhalten. Das soll erst jetzt geändert werden? Unglaublich!
Mir scheint, dass der Schlendrian nicht erst in den letzten Jahren Einzug gehalten hat. Dass Deutsche oft so überkorrekt und gut organisiert sind, ist da eher ein Mythos. Und ich sehe mich nicht mal unbedingt als typisch deutsch (z. B. auf einem Campingplatz in Irland, wo ich für einen Tag war, wurde erstaunt festgestellt, dass ich kein Geschirrtuch für den Abwasch hatte. „But you are German???!!!”).
Hm ja, es gibt manchmal lässige Ausnahmen, aber ein gewisser Standard sollte zumindest bei relevanten Themen vorhanden sein oder sollte ich doch zu perfektionistisch drauf sein?
4 Kommentare zu Die lieben Kollegen, Teil 107
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Gehenna
Unter Anerkennung des Pareto-Prinzips (=80/20-Regel) und der validen Annahme, dass die letzten 20% eines „perfekten“ Ergebnisses 80% des Aufwands verschlingen, ist vollkommene Umsetzung in Perfektion ökonomisch oftmals in gar keiner Weise sinnvoll. Hingegen, als hedonistischer Mann und Privatperson sehe ich jenseits des Berufs durchaus lohnende Einsatzgebiete, wenn Sie Freude daran haben, sich intensiv mit etwas zu beschäftigen.
Sind Sie sich wirklich sicher mit Ihrer Äußerung? Also ich gebe mal zu bedenken, dass Sie und ich da unterschiedliche Vorstellungen von intensiver Freude im Privatbereich haben könnten.
Nach besserem Nachdenken und in Kenntnis Ihrer blutrünstigen Neigungen ziehe ich hiermit meinen Vorschlag zurück.
Och …