Heute möchte ich einen bedeutenden Wissenschaftler, der leider etwas in Vergessenheit geraten ist, der Öffentlichkeit wieder näher bringen: Prof. Jakob Pilzbarth.
Seiner Zeit weit voraus, blieb ihm zu Lebzeiten die volle Anerkennung für seine bahnbrechenden Theorien, die er zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte und mit denen er auch erste Erfolge in der Praxis erzielte, versagt. Dabei ist sein Einfluss zum Beispiel auf Sigmund Freud oder Carl Gustav Jung unbestreitbar. (Freud gehörte anfangs zum Forscherkreis um Pilzbarth, wollte sich dann aber nicht zum Affen machen lassen.)
Wo heute die Genetik oder die plastische Chirurgie ansetzt, war Pilzbarth schon einige Schritte weiter. „Ist doch der Mensch ewig zum Leiden an seiner Mangelhaftigkeit verdammt: Halb dem tierischen, halb dem göttlichen Bereich zugehörig, doch in beiden widerstreitend, ist er zu Höherem berufen und doch seinen körperlichen (und nicht nur die) Defekten und Schwächen ausgeliefert – ein unglückliches, in sich zerrissenes und unharmonisches Wesen.“ Dass der Mensch nicht die Krone der Schöpfung ist, sickert langsam ins Bewusstsein. Um über diesen defizitären Zustand des Menschseins hinauszukommen, entwickelte Pilzbarth mit der Anthropolyse die Möglichkeit, in ein posthominides Zeitalter zu gelangen. Darwins Evolutionslehre folgend, war es hierbei notwendig, alle stammesgeschichtlichen Stadien zu durchschreiten. Diese Methode wurde noch verfeinert, in dem nur die stammesgeschichtlichen Phasen, die jeder Mensch in seiner phylogenetischen Vorgeschichte gemieden, nicht ausgelebt hat, nachgeholt wurden. Mit dem phylogenetischen Regressionstest kann man selbst erkennen, welche Phasen man intensiv durchlebt hat und welche dringend einer Behandlung bedürfen. Im Leben eines Hechtes (schnell, zupackend, kommt gleich zur Sache, einzelgängerisch) kenne ich mich demnach bestens aus. Nachholbedarf habe ich dagegen bei Schafen (naiv, gutgläubig, aufopferungsvoll, anhänglich bis abhängig). Wenn ich also demnächst hier rumblöke, wissen Sie Bescheid.
Nachgestellte lebensnahe Szenen und viele Dokumente bezeugen in dieser Ausstellung Pilzbarths Genialität. Wem es nicht möglich ist (so wie mir), diesen Ort einfach zu erreichen, dem sei dieses Buch nahegelegt.