Die ersten Temperaturen um die 20 °C. Strahlend blauer Himmel und kein Regen in Sicht. Und die ersten Fledermäuse in der Dämmerung, die noch viel mehr als alles andere an laue Sommerabende erinnern. Vornehmlich an diesen Sommer im letzten Jahr. Mag dieser für viele zu heiß, zu trocken und zu lang gewesen sein (dies auch durchaus mit begründenden Sichtweisen) – für mich war es ein magischer Sommer. Viele Jahre oder mehr Jahrzehnte fühlte ich mich im Herbst heimisch. Neblige Tristesse, modriger Verfall und melancholische Düsternis passen ja auch (erst einmal) besser zu einer Inhaberin des Gruselkabinetts. Aber ich kann nur erneut eines meiner Lieblingszitate des mexikanischen Schriftstellers Octavio Paz zitieren, das für mich immer mehr an Bedeutung gewinnt: „Der Kult des Todes ist, wenn er tiefgründig und vollkommen ist, auch ein Kult des Lebens. Beide sind untrennbar. Eine Kultur, die den Tod verleugnet, verleugnet auch das Leben.” Oder auch: „Der Mexikaner dagegen sucht, streichelt, foppt, feiert den Tod, schläft mit ihm; er ist sein Lieblingsspielzeug und seine treueste Geliebte. Vielleicht quält ihn ebenso die Angst vor ihm wie die andern, aber er versteckt sich nicht vor ihm noch verheimlicht er ihn, sondern sieht ihm mit Geduld, Verachtung oder Ironie frei ins Gesicht.“ In Mexiko ist zwar auch nicht alles Tierra Caliente, aber größtenteils doch deutlich wärmer als hierorts und in Anbetracht dortiger Sichtweisen ist meine zunehmende Vorliebe für die sommerliche Jahreszeit ganz und gar nicht unstimmig. Nur mal so, falls sich jemand Gedanken über meine „schwarze” Gesinnung macht. Neben der vollen Sonne ist aber auch schon der nächste Vollmond in Sichtweite.