Herr Lo hat einen Beitrag geschrieben, bei dem es ums Bloggen geht. Da schon als Kommentar gepostet, mache ich hier noch mal einen eigenen Beitrag dazu, denn ich sehe da einiges etwas anders, aber es ist ein absolut bereichernder Kick, sich mit dem auseinander zu setzen, was Bloggen für einen persönlich bedeutet.
Für mich ist (zumindest bei meinem Blog) noch ganz viel von der ursprünglichen Bedeutung drin – Weblog, also eine Form von Tagebuch oder eher Logbuch mit Einträgen, wo und wann man vor Anker gegangen ist, einen schönen Landgang hatte oder auch mal Schiffbruch erlitten hat. Die Heuer besteht hier nicht aus Passagierapplaus – man ist ja nicht auf einem Malleflieger –, sondern größtenteils am simplen Festhalten der Logdaten. Aufgeschrieben zählen Erlebnisse, Entdeckungen oder Gedanken mindestens doppelt und man kann sie viel einfacher der Léthe oder dem großen Meer des Vergessens entreißen. Sich des Schönem mit Freude auf einfache Weise (hilfreich ist ein Plug-in, das den aktuellen Tag jeweils um Jahre zurückversetzt) ganz leicht zu erinnern und es so quasi noch einmal zumindest gedanklich zu erleben. Und bei dem weniger Schönen zu erkennen, dass mit der Zeit doch einiges relativiert wird. Manches hat schlicht keine Bedeutung mehr, manches kaum noch und den Rest hat man auch überlebt.
Nichtdestotrotz sind Besucher oder gar Mitreisende an Bord willkommen und das auch nicht nur auf einen kurzen Schnack. Diese Seefahrt dient nicht militärischen Zwecken, ist aber Gefechten nicht abgeneigt, wenn es sich um Worte handelt. Mit (Wort-)Witz verbunden ergaben sich so schon viele sehr schöne Seeschlachten, aber auch einiges an Tiefgang. (Abtauchen, eintauchen? Egal, jedenfalls tief rein.)
Es ist ein festgehaltenes Treiben im Meer der Zeit und ebendieses finde ich bei vielen Bloggern gleichfalls interessant. Piraterie ist mir im Sinne von Gerechtigkeit (da bedarf es sicher noch mehr Erklärungen, das ist jetzt aber einfach zu viel) schon sehr sympathisch, aber ich bin dann doch mehr in der Forschungsschifffahrt unterwegs (persönlich als auch alle Meere, die es gibt).
Ahoi!
7 Kommentare zu Für die einen ist es Theater…
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Ich zensiere viel von dem, was ich gerne in ein Logbuch schreiben würde, weil es mir beruflich oft zu heikel wäre. Aber fürs Private find ich den Erinnerungswert auch sehr praktisch. Ich mag auch das leicht selbstverliebte Gefühl, das sich bei mir beim Schmökern in den alten eigenen Beiträgen einstellt;-)
Hm… ich denke beim Lesen älterer Beiträge öfter auch mal daran, wie blöd ich da war. ;·)
Für mich ist mein Blog auch eine Art Tagebuch. Und da gehören alle Begebenheiten rein, außer die innersten Gefühle. Was ich in der Realität nicht rausposaune werde ich auch nicht in meinem Blog veröffentlichen.
Manchmal verfremde ich sogar Personen, für den Fall, das Bekannte oder Verwandten zufällig auf meinen Blog treffen.
Mir ist die Anonymität wichtig, um mir die Freiheit beim Schreiben zu erhalten.
Lo schrieb ja, das wir auf die ein oder andere Art Selbstdarsteller sind, aber das trifft ja auch auf die Realität zu. Auch da hat man seine Zuschauer.
Und ja, hier wie dort werden manchmal daraus Unterhaltungen, die ich größtenteils als Bereicherung meines Lebens ansehe. Ich möchte fast sagen, hier sind sie einen Tick ehrlicher, weil die Autor*innen anonym sind. Aber auch manchmal oberflächlicher, weil die Zeit zum Kommentieren fehlt. Und manchmal die Lust, aber da kreist der Leser dann vielleicht doch eher um den eigenen Bauchn… äh Blog.
Liebe Grüße :-).
Ob das wirklich (zumindest manchmal) ehrlicher ist?
Warum nicht? Vermutlich ist es hier wie dort: Die einen schwindeln, die anderen nicht. Bei einigen Antworten kann man den Denkapparat anwerfen, um über das Gesagte/Geschriebene nachzudenken, bei einigen halt nicht.
Alles wie im „richtigen Leben“ also. 😉
Liebe Grüße 🙂
Über die berufliche Tätigkeit kann man im Grunde gar nichts schreiben, es sei denn, man ist/meint sicher zu sein, dass mindestens kein Arbeitskollege von dem Blog weiss oder wenn man selbst der Chef ist.
Das ist gefährlich. Früher, vor 10 Jahren oder so, als die google-Suchmaschine noch wirklich dargestellt hat, was sie alles gefunden hat, war es allerdings noch gefährlicher. Heute bin ich mir ziemlich sicher, dass fast niemand über die Treffer der google-Suchmaschine auf meinen Blog kommt, kann aber trotzdem nichts über die Arbeit schreiben, weil xy Personen den Blog kennen könnten.
Deshalb ist die Tagebuch-Funktion auch bei mir sehr eingeschränkt.
Man kann sicher immer etwas über die berufliche Tätigkeit schreiben – kommt natürlich auf das Was und Wie an. Darüber hinaus ist es ein Drahtseilakt.