Ich bin untröstlich. Mein kleines italienisches Lebensmittelgeschäft in der Nachbarschaft schließt. Statt einer Einladung zu Sortimentserweiterungen gab es nun nur diese eine letzte zum Räumungsverkauf. Zwar eigentlich nicht so verwunderlich, denn ich habe ja schon gleich bei der Eröffnung befürchtet, dass es so ein Laden an diesem Standort schwer haben wird – aber immerhin hat er knapp über zwei Jahre durchgehalten. Trotzdem ist es bitter. Bei einem meiner letzten Einkäufe habe ich dann passenderweise ein paar Chinotto-Drinks gekauft, also aus einer italienischen Bitterorangenart. (Das dauert ja auch noch etwas, bis hoffentlich die Früchte an meinem Bäumchen nach seiner Blütenexplosion reif sind, aber die ersten Fruchtansätze zeigen sich und es blüht auch noch munter weiter. Und dann habe ich vor, etwas Sirupartiges aus den Früchten herzustellen, um damit getränkemäßig zu experimentieren.)
Die anwesende Verkäuferin meinte mit feuchtem Blick nach meinem Bedauern über die Schließung, dass es kaum einen Kunden geben würde, der nicht zutiefst traurig wäre. Trotz Räumungsverkauf wurde übrigens kaum etwas im Preis heruntergesetzt, aber die Regale leeren sich zusehends dennoch. Aber beim Kassieren gab es dann doch ein Geschenk.
Schon lange liebäugel ich mit einer Colatura di Alici, einer Würzsauce aus Sardellen. Das Original von der Amalfiküste hat allerdings einen stolzen Preis. Bei „meinem” Italiener als auch Andronaco gibt es nur eine „billige” Variante aus Sizilien (12,99 € für 100 ml). Naja, was soll’s dachte ich – bei so etwas werden sie bestimmt Schwierigkeiten haben, um sie noch verkaufen zum können, weil das doch sehr speziell ist, und packte sie in meinen Einkaufskorb. Und deswegen mochte ich ja „meinen” Italiener so gern, weil er auch so viel Spezielles im Sortiment hatte. Jedenfalls gab es die Colatura di Alici gratis zu meinem Einkauf. Hach, eigentlich hätte ich sie trotzdem bezahlen sollen, aber ich war etwas perplex. Und die Verkäuferin meinte auch, dass sie sich damit bei ihren Kunden von Herzen bedanken wollen. Ich tue mich öfters schwer, vor allem unerwartete Geschenke anzunehmen, aber so überrumpelt habe ich mich einfach nur bedankt. Und die Trauer bleibt, dass diesen Laden nun nicht mehr geben wird.