In der Frühe ging es los, um Berlin endlich mal wieder einen Besuch abzustatten. Auch ohne Koffer war das inzwischen wieder ein dringendes Bedürfnis. Das mit mir zusammen fahrende kleine Monster hatte allerdings ganz andere Bedürfnisse als ich und so trennten sich tagsüber unsere Wege. Bei ihm gab es eine durchgetaktete Planung quer durch das Berliner Verkehrsnetz – ich dagegen hatte nicht wirklich einen Plan, sondern mir nur vorgenommen, in aller Ruhe durch den mir liebsten Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zu schlendern. Mal dort in eine Galerie oder da in einen Laden zu gehen und zwischendurch Pausen in netten Lokalitäten zu machen. Beispielsweise interessiert mich der Bahnhof Grünau so ziemlich gar nicht, die Zozoville Gallery dagegen um so mehr. Seit meinem ersten dokumentierten Besuch der Galerie sind inzwischen auch schon über 10 Jahre vergangen. Vieles hat sich seitdem in Berlin (woanders natürlich auch) geändert. Leider ist gerade in Friedrichshain-Kreuzberg vieles verschwunden. Und so erschrak ich erst einmal, als ich die Zozoville Gallery nicht an gewohnter Stelle vorfand. Die war dann aber nur ein Stück weiter in sehr schönen neuen Örtlichkeiten zu finden. Gefunden wurden ebenfalls wieder ein paar Drucke, die ins Gruselkabinett wanderten („Nein, diesmal werde ich bestimmt nichts groß kaufen – wir haben doch soundso keinen Platz mehr …”). Letztes Mal schon vorgenommen, schaffte ich es dieses Mal wenigstens auch zum Atelier von Johan Potma.

Sehr schön, mal wieder beim Erschaffen eines neuen Werkes zuzusehen, noch schöner zu erfahren, dass ein neuer Bildband in Planung ist. Und nächstes Mal geht es dann auch ganz sicher zum Atelier von Mateo Dienen! So verbrachte ich jedenfalls recht müßig meinen Aufenthalt, wobei ich letztendlich doch die ganze Zeit zu Fuß unterwegs war. Ab und zu telefonierte ich mit dem kleinen Monster, dass auf irgendeiner Waldstrecke unterwegs war, während ich durch Straßen voller Street Art lief. Und übrigens weniger Hundekacke! Auch wenn Grundschüler so etwas noch im Unterricht malen, ist dies nicht mehr unbedingt das Markenzeichen von Berlin. Ganz allgemein ist ein leichter Trend zur Gesichtslosigkeit zu erkennen. Berlin boomt zwar nach wie vor und Kreativität wird immer noch groß geschrieben, aber die findet dann doch eher im Kleinteiligen statt. Fiebrige Visionen, der heiße Atem von etwas Neuen … davon ist nicht mehr viel zu spüren. Dennoch werde ich mit Berlin immer so etwas wie Heimatgefühle verbinden.

Unsere Unterkunft mit Balkon und Blick auf (leider noch nicht grüne) Bäume und Landwehrkanal sorgte jedenfalls ebenfalls für viel Wohlbefinden – einzig die morgendliche Helligkeit war nicht so schnieke. Für nicht ganz so viel Wohlbefinden sorgte auch unser Stammitaliener. Mag sein, dass mich die Italienurlaube zu sehr verwöhnt haben, mag sein, dass es diesmal wirklich nicht so gut war – das war allerdings immer noch Jammern auf sehr hohem Niveau. Im Gegensatz zum ruhigen ersten Abend gab es am folgenden Galgentänze und mehr. Lebanon Hanover sorgten im ausverkauften SO36 mit ihrem kühlen Minimal Dark Wave für heißeste Stimmung, die recht gut zum letzten Konzert von The KVB passte.

Zur anschließenden After-Show-Party passte meine aufkommende Müdigkeit allerdings nicht so ganz und so wurde ich dann (nach einigen „Stößchen!” … steht echt nicht jut um Berlin) doch zu einer nächtlichen Partygängerin und keiner morgendlichen. Immerhin konnte ich so den nächsten Tag noch für die Besuche von vier(!) Flohmärkten nutzen, während das kleine Monster erneut auf ÖPNV-Tour war. Und dit war’s leider schon wieder.