Slowakei / Tschechien, 2022
Regie: Tereza Nvotová
Darsteller: Iva Bittová, Juliána Brutovská, Natalia Germani, Eva Mores, Juliana Olhová

Šarlota folgt einem Brief in ihr Heimatdorf in den Kaparten, das sie nach einem tragischen Unfall verlassen hatte. Der Ort ist geprägt von konservativen Rollenbildern – prügelnde Männer sind normal und emanzipierte Frauen nicht erwünscht. Nur die Außenseiterin Mira scheint sich in diesem misogynen Umfeld zu behaupten und wird so schnell zu ihrer Verbündeten. Während Šarlota, schwer belastet von ihrer fernen als auch näheren Vergangenheit, noch auf der Suche nach sich selbst ist, führt Mira ein selbstbestimmtes Leben zwischen sexueller Freizügigkeit, Mondbädern und Kräutersammeln. Klar, dass die Dorfgemeinschaft dadurch immer weiter aufgebracht ist und deren Aberglaube nur eine Deutung mit konsequenten Folgen zulässt: Hexen.
Auf diesen Folkhorrorfilm war ich am meisten gespannt. Vorab wurde er als osteuropäische Antwort auf The VVitch (fand ich sehr beeindruckend) und Midsommar (ebenfalls mehr als interessant) bezeichnet. Grob stimmt die Richtung auch, aber hier geht es mehr um den ganz alltäglichen Horror in der Gegenwart. Die Realitätsnähe lässt diesen Film dadurch auch mehr als Drama erscheinen, was aber um so erschreckender wirkt. Die bedrückende Atmosphäre und die großartige Landschaft sind ebenso sehr gut in Szene gesetzt. Dennoch bin ich etwas enttäuscht. Die Handlung hat keinen Fluss, Szene reiht sich abgehackt an Szene und die Darstellung ist doch recht schwarz-weiß gezeichnet. Sehr schade, dass das Potenzial nicht optimal genutzt wurde, denn dieser Film hat so viel zu bieten. Mit Einschränkungen finde ich ihn aber trotzdem bemerkenswert und sehr sehenswert.

Trailer