Nach einer kurzen zwischenzeitlichen Phase bin ich schon vor einigen Jahren wieder zu einer 30-Stunden-Woche zurückgekehrt (ja, absoluter Luxus und ich weiß es sehr zu schätzen). Aus diesem Grund wurde damals auch noch ein neuer Kollege eingestellt, um das Arbeitsaufkommen zu bewältigen. Aus zwei Vollzeitstellen entstanden so drei mit dieser verkürzten Arbeitszeit. Und dies zur Zufriedenheit aller. Auch mit Gleitzeit pendelte sich das so ein, dass von früh bis spät (nun ja, relativ …) immer jemand da war. Mit dem Homeoffice änderte sich dies allerdings. Wenn man nur ein paar Schritte zum Schreibtisch braucht, kann auch jemand wie ich als tendenzielle Nachteule früh anfangen zu arbeiten. Und meine Kollegen entsprechend noch früher. Gerade in den Sommermonaten kam es letztes Jahr dann öfters dazu, dass schon um 14 Uhr keiner mehr arbeitete. Nur die Chefin ging einsam ihrer Vollzeittätigkeit nach, die sie als Workaholic gern übervoll ausfüllte. Auch wenn in den seltensten Fällen etwas nicht bis zum nächsten Tag warten konnte und zudem das Angebot bestand, dass man sich notfalls noch mal an den Bildschirm setzen würde, ging das ja nun gar nicht. Also wurde ein Schichtplan erstellt. Im Homeoffice sah das bei meinen „Spätschichten” meist so aus, dass ich trotzdem früh anfing, dafür aber zwischendurch eine längere Pause machte. Bei der Planung meinte ich auch schon, dass sich das sicher ändern wird, wenn ich wieder im Büro bin. Und so freute ich mich heute über meine erste Spätschicht im Büro darüber, trotz langem Anfahrtsweg nicht so früh loszumüssen und in aller Ruhe in den Tag zu starten. Das währte jedoch nicht lange. Durch ein Missverständnis und einen Krankheitsfall ergab es sich, dass kein einziger Pixelschubser früh morgens im Büro anwesend war. Meine Chefin war … hm ja … etwas erregt und ballerte mich mit Nachrichten zu (mit „Wo bist du?” fing es an). Mühsam versuchte ich dann zu klären, dass nicht der Weltuntergang bevorstand. Sie pochte auf eine dringende Neuplanung, am liebsten minutiös mit eventuell stattfindenden Pausen. Naja, ich habe dann eine neue Planung gemacht, bei der nur ersichtlich ist, wann wer früh da ist oder lange bleibt. Und ziemlich deutlich gesagt, dass es nicht mehr gibt. So richtig zufriedengestellt hat sie dies bei ihrem äußerst rappeligen Zustand (das war für sie heute als Kontrollfreak sicher recht anstrengend, wenn nichts nach Plan läuft und anschließend nur so ein rudimentärer Plan erstellt wird) dann wohl nicht. Mit meinem nun heute auch erst spät eintreffenden Kollegen überlegte ich, wie man bei ihr einen entspannten Modus erzielen kann. Wir haben beide Katzen. Eine Dose Tunfisch und ein paar Leckerlis wären bei Fellmonstern mehr als ausreichend. Aber ob das bei unserer Chefin auch so funktioniert, wenn sie diese Gaben auf ihrem Schreibtisch findet?
Ich selbst benötigte dann aber heute nach der Arbeit (zu diesem unnötigem Nervkram mussten diverse, natürlich dringende, Projekte bearbeitet werden) auch nicht viel, um meine Work-Life-Balance wieder herzustellen. Ab in den Pool und anschließend die ersten Zucchini bzw. die männlichen Blüten ernten, um einen Risotto con fiori di zucchini zuzubereiten.
Trotz so ziemlich entspanntem Modus meinerseits bleibt der meist permanent unentspannte Modus meiner Chefin. O.K., Tunfisch anzubieten oder Zucchini anzubauen, sind vielleicht nicht so zielführend, um das zu ändern. Aber etwas mehr Dolce Vita wäre sicher nicht schlecht.

2021.07.13, 20:39 - C. Araxe
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