Grob könnte man sagen, dass es zwei Arten von Menschen gibt. Zum einen die Jäger und Sammler, die sich ihrer Schätze erfreuen, aber eigentlich auch wissen, dass das ganz schnell zum Messie ausarten kann. Und dann die anderen, denen ein Koffer an Habseligkeiten schon zu viel ist – ein Rucksack reicht doch vollkommen –, die sich dann auch gnadenlos und ohne Probleme von allem trennen können. Sozusagen die Nomaden unter uns. Wenn man zur ersteren Gattung gehört (so wie ich), darf man eigentlich nie umziehen, weil es schlicht unmöglich ist. Eine große Herausforderung ist es da schon, wenn man nur ein Zimmer leer räumen will, genau genommen nicht mal ein halbes Zimmer. Früher war das mal mein Arbeitszimmer, da sah das so aus. Damals habe ich dort auch noch gearbeitet (heutzutage reicht Sofa oder Bett). Es gab dann auch noch mal einen Flatsscreen, aber inzwischen steht nicht mal mehr der Schreibtisch dort. Dafür hat sich ganz viel anderes angesammelt. Halt all das, was man (ja, ich) noch irgendwie gebrauchen kann. Ein paar Puppenteile hier, ein paar Knochenteile dort oder sonstige Materialien, die man gedenkt irgendwie zu verwerten. Auch ein Haufen an Papierkram – Belegexemplare; man will ja schließlich in den Händen halten, was man so fabriziert hat. Und ja, noch x Sachen mehr. Jetzt soll das Ganze auf ein paar Kisten und Schachteln reduziert werden, denn so einfach hält das Glück nämlich keinen Einzug. Nun habe ich noch einen Joker – der Dachboden über meiner Wohnung ist groß und geduldig. Alles lässt sich indes dort auch nicht lagern und so heißt es ausmisten. Immerhin habe ich noch ein paar Monate Zeit, aber mir ist anhand dieses kleinen Bereiches klar geworden, dass das viel zu viel ist, was sich da und nicht nur dort angesammelt hat. Das nicht nur dort ist nämlich weitaus größer, was kein Wunder bei der Größe des RL-Gruselkabinetts ist. Aber es ist nun auch so, dass das nicht irgendetwas ist. Vieles ist nicht nur subjektiv wertvoll, sondern ist jenseits persönlicher Wertvorstellungen einzigartig und ja, objektiv wertvoll. Mich von all diesen Kostbarkeiten mal trennen zu müssen, scheint mir unvorstellbar, aber nichts ist unendlich. Wenn ich tot bin, ist mir das relativ egal, aber die Zeit davor werde ich wohl mit Einschränkungen leben müssen. So ein Zimmer in einem Seniorenwohnheim (was familiäre Pflege bedeutet weiß ich zu genau und auch, dass das in heutigen Zeiten vielmals gar nicht machbar ist) ist meist einfach verdammt klein. Bei vollem Bewusstsein würde ich dann sicher meine Schwierigkeiten haben. Und so wird wohl von all diesen schönen Dingen nicht viel bleiben, auch wenn mein Sohn ebenfalls ein Jäger und Sammler ist. Mag sein, dass digitale Spuren auf ewig erhalten bleiben und dass das kleine Monster auf seine Weise diese Leidenschaft weiterführt. Dieses Verfolgen von etwas Besonderen. Und das wäre dann doch wieder etwas, das immer da sein könnte. Nun gut – ich lebe und zwar jetzt. Und das ist gerade verdammt gut.