Gleich nach Teil 7 startete am folgenden Tag die nächste spannende Aktion: Fliesenlegen. Hierfür hatte ich mir sicherheitshalber 3 Tage Urlaub genommen und wollte die Zeit vor Ort nutzen, um mit meinen Malerarbeiten (vom Aufwand her fast mundgemalt, mit mehreren Farbschichten – so wie ich es auch schon im alten Gruselkabinett gemacht habe) voranzukommen bzw. diese bestenfalls abzuschließen. Das hat auch recht gut geklappt, ich bin fast fertig.
Anders sieht es mit den Fliesen aus. Es handelt sich um eine Fläche von 15 m2. Das hört sich erst einmal harmlos und ziemlich einfach an. Auch so etwas wie das Verlegen eines Musters nach genauen grafisch umgesetzten Vorgaben (ausgedruckt mit Anzahl und Kennzeichnung der Fliesen – neutral am Rand, dann Bordüre mit Ecksteinen und innen ein ornamentales Muster, dessen Anordnung sich eigentlich von selbst ergibt), sollte eigentlich nicht die monstergroße Herausforderung sein.
Meine Wahl des Fliesenlegerunternehmens nach einer Ausschreibung war auf einen Betrieb mit polnischen Handwerkern gefallen. Nicht aus Polen, sondern hier ansässig. Ganz klar spielte der Preis eine Rolle, aber es war auch eines der wenigen Unternehmen die sofort konkrete Nachfragen stellte, auch wenn das im Deutschen manchmal etwas kryptisch war. Und eine zeitnahe Umsetzung war auch möglich, denn eigentlich wollte ich das alles schon viel eher erledigt haben, aber beim Fliesenhändler gab es Verzögerungen bei der Lieferzeit von über einem Monat. Heutzutage mal eben so Handwerker zu bekommen ist ja ansonsten eher eine Wunschvorstellung.
Nun ja, also Polen. Dobrze. Komme ich gut mit klar und ich fand es für mich auch sehr entgegenkommend, dass die erst um 9 Uhr anfangen, was für mich allerdings dann doch eine Weckzeit von 6 Uhr wegen dem Anreiseweg bedeutete. Da bin ich noch scheintot. Und das im Urlaub! Aber O.K., dann eben drei Tage früh aufstehen, persönlich richtig was schaffen können und man ist insgesamt so richtig im Haus weitergekommen. Aber es fing schon mit der Entfernung des vorherigen Belages an. Verklebter PVC-Belag in zwei Schichten übereinander. „Kurwa! Kurwa! Kurwa!” Wenn ich nicht schon vorher gewusst hätte, wie der Lieblingsfluch von Polen ist, hätte ich es spätestens dann gewusst. (Ich sollte es noch öfters millionenmal hören.)
Dann gab es das nächste Problem. Ich hatte zur Planung einfach einen Grundriss übernommen und nur einmal längs nachgemessen – das war dann auch das Einzige, was stimmte. So problematisch war das dann auch nicht zu dem, was noch folgte. Alle Fliesen sollten eigentlich 20 x 20 cm groß sein. Sollten, denn je nach Sorte waren einige 2 mm größer und andere 2 mm kleiner. Kurwa!
Trotz Fluchen und all der Hindernisse (ein Fliesenleger wurde auch noch krank) läuft das doch sehr entspannt ab. Das kann auch am „Heimvorteil” liegen. Der Chef hat sofort meine Herkunft stadtgenau richtig erraten. Und dann habe ich ja in der Zeit auch selbst gearbeitet.
Oder vielmehr richtig geackert. Nach zwei Tagen hatte ich einen äußerst schmerzhaften Status erreicht, bei dem massiver Muskelkater oder Symptome von Sehnenscheidenentzündung eher niedlich klingen. Das Anheben eines Kaffeebechers war fast unmöglich. Nachts hatte ich Albträume, dass ich festgehalten werde, mich nicht mehr bewegen kann und spürte den Schmerz. Der Schmerz war nach dem Wachwerden immer noch da. Die polnischen Handwerker haben immerhin meine Arbeit bewundert (einer – gleichfalls Maler schaute öfters mit anerkennenden Bemerkungen meiner Tätigkeit zu und einer meinte, dass er so etwas weder können noch machen würde).
Ich trage inzwischen auch nach nach schon alle nicht so umzugsgeeigneten Objekte ins Haus und so holte ich die Nachtgetierin, um zu zeigen, dass diese Wände schon zukünftige Bewohner haben. Es wurde sofort verstanden wie gut das passt. „Und dann noch eine Peitsche an die Wand.” „Ja, genau.” (Wie genau kann man eigentlich nicht wissen, aber ich hatte zuvor eine Peitsche an der Wand und die wird auch wieder dort im neuen Gruselkabinett ihren Platz finden.) Und dann meinte ich, dass auch noch ganz viel Platz für unfleißige Handwerker ist. Das haben sie lachend verstanden. Aber, ich kann es ja auch nachvollziehen – die Umsetzung ist doch etwas schwieriger als gedacht.
Tja und nun gibt es nach dem heutigen Samstag den Montag noch dazu, um einfach (hm, ja …) mal 15 m2 Fliesen zu legen. Kurwa i dobrze!