Spät abends, wenn meine Augen trotz interessanter Lektüre müde geworden sind, also kurz bevor ich einschlafe, lasse ich mein Gehirn in das große mit Wasser gefüllte Glas auf meinem Nachtisch gleiten. Leise platscht es und treibt auf den Grund zu. Sprudelnd löst sich die hinzugegebene Reinigungstablette auf.

Am nächsten Morgen – gleich, wenn ich aufgewacht bin – nehme ich das gereinigte Gehirn wieder zu mir. Sauber ist es. Bar jeder Ablagerung. Ich werde den Tag beginnen, als sei es mein erster.

Nicht dass ich nun unbedingt etwas gegen schmutzige Gedanken hätte. Und es ist auch nicht so, dass alle Erfahrungen und Erinnerungen unnötiger Ballast wären. Ja, selbst die, über die man lieber nicht verfügen würde, können sehr hilfreich sein und haben letztendlich einen nicht unerheblichen Anteil an dem, was man ist. Aber manchmal wünscht man sich dann doch eine vollkommen unbeschwerte Leichtigkeit, die überhaupt keine Vergangenheit kennt. Eine absolute Reinheit.