Seit Tagen, seit Wochen, seit Monaten (oder sind es gar Jahre? – auch das Zeitgefühl schmilzt zunehmend dahin) herrscht allgegenwärtig eine Hitze, die man zumindest hierorts so noch nie kennengelernt hat (oder zumindest ich nicht, seitdem ich hier ansässig bin – und das sind auch schon bald drei Jahrzehnte). Gerade in letzter Zeit waren das tagsüber meist locker über 30 °C. Eine Temperatur, die zuvor für mich als nicht überlebensfähig galt. Erstaunlicherweise stelle ich nun aber fest, dass ich damit nicht nur überleben kann, sondern sogar sehr gut damit lebe. Die letzte Zeit ließ sich das größtenteils (von ein paar wirklich anstrengenden Unternehmungen abgesehen, wie z. B. diese) sehr entspannt angehen, da ich ein paar Tage frei hatte und man sich nur aufraffen musste, so schnell wie möglich in kühlende Gewässer zu gelangen. Alle Aufenthalte jenseits von diesen waren aber (bis auf eben gewisse Ausnahmen) gleichfalls sehr erträglich – ich starb wider Erwarten nicht den plötzlichen oder auch langsamen Hitzetod. Ganz im Gegenteil verschmelze ich zusehends mit dieser Hitze. Und es ist mehr Erstaunen als Bedauern, wenn dann doch mal ein paar Tropfen fallen, die fast sofort verdampfen, so dass man sich mehr in den Tropen wähnt als in einer norddeutschen Großstadt, die zwar für Niederschläge bekannt ist, aber mehr im kühleren Bereich. Nun war es aber heute vorbei damit, sich nur damit auf geruhsame Weise zu beschäftigen, wie man auf beste Art und Weise in Gewässer eintauchen kann oder der Hitze einfach damit begegnet, dass man wenig bis gar nichts macht. Das größte Schwitzen wurde heute jedoch weniger durch angestaute Temperaturen evoziert, sondern mehr durch das, was sich in meiner Abwesenheit angestaut hatte. Aber auch hierbei wirkte sich mein zuvor erwähntes Verschmelzen mit der Hitze aus, was sich vor allem in einer großen Gelassenheit ausdrückt. Allgemein reagiere ich auf Stress (zumindest) im Berufsleben recht gelassen – die Hitze steigert dies jedoch zu meiner Verwunderung noch mehr. Irgendwo hatte ich das mal schon geschrieben, dass ich mich mehr als Herbstmenschen bezeichnen würde und mich lange Zeit nördlicheren Gefilden hingezogen fühlte, aber nun finde ich auch in der größten Dürre meine Wurzeln.

Das, was ich für mich als eine Bereicherung (in der Natur, aber nicht nur) wahrnehme hat allgemein gesehen nicht nur Sonnenseiten, sondern (vor allem derzeit) auch viel Schattenseiten. Nichtsdestotrotz – Sonne, Hitze, Sommer –, noch nie war ich damit so eins wie jetzt.