Es fällt schwer, musikalisch noch etwas wirklich Neues zu entdecken. Irgendwie war alles schon mal da. Das, was früher mal ein vollkommen neuer Musikstil war, ist nun schon seit längerer Zeit bestenfalls nur noch eine mehr oder weniger neuartige Verknüpfung von schon Vorhandenem – Crossover in der X. Generation. Oder die Stile, die es schon gibt und die man da und dort sehr mag, pumpen einem, wenn man Glück hat, so viel frisches Blut in die Ohren, dass es vollkommen egal ist, ob das nun Retro ist. Und es gibt da Blut, das voller Zorn ist. Zorn von jungen Frauen, die an den derer aus längst vergangenen Zeiten anknüpfen. Untrennbar verbunden mit der Musik aus dieser Zeit, der Zeit des Post-Punk. Allein stimmlich wird man bei Savages sofort an Siouxsie Sioux erinnert und schon reiht sich eine Referenz an die andere. Bauhaus ist da auch nur wieder eine erste Assoziation von vielen. Und dennoch ist es nicht so, dass man diese Frauenband aus London als Epigonen bezeichnen könnte. Die Kraft und Wut ihrer Musik (und Worte) ist so lebendig, dass es nur eine Zeit gibt, wo sie zu verorten ist. Und das ist im Hier und Jetzt. Also: Klappe halten und zuhören! („If the world shut up even for a while/ Perhaps we would start hearing the distant rhythm of an angry young tune – and recompose ourselves.“) Das Zuhören fällt bei dem Debüt-Album „Silence Yourself” nicht schwer. Richtig schwer fällt mir dagegen, dass ich diese Band (erst einmal?) nicht live erleben kann.