Ich hatte ja schon am ersten Tag erwähnt, dass dem nachfolgenden Dozenten der Ruf vorauseilte, dass er viel Humor hat. Das hat sich mehr als bestätigt. Der Fahrstuhl im e-campus wurde blockiert und alle Avatare mussten die Treppen hoch zum Dach laufen. Auch die Testfragen für die nächste Woche anstehende Prüfung waren von diesem Humor nicht ausgenommen.
Darüber hinaus hat er eine rege Phantasie und schätzt mein Fachwissen inzwischen schon weit über den Unterricht hinaus. Seine eigene Kompetenz ist indes sehr hoch. Neben seiner Lehrtätigkeit ist er z. B. auch im Datenschutz und als IT-Forensiker aktiv und arbeitet mit dem FBI zusammen. (Das passt für mich irgendwie alles nicht zusammen, aber die Kombi von Lehrtätigkeit in der Pflege und speziellen IT-Bereichen stimmt. Hätte ich das bei einem Kneipengespräch erzählt bekommen, dann hätte ich diese Person als typischen Schnacker eingestuft.)
Wir hatten z. B. das Thema kulturspezifische Einflüsse in Bezug auf Religionen. Nach einer Wortmeldung von mir zum Thema Hinduismus, hatte der Dozent dann die Vorstellung, dass wir beide im Ganges schwimmen und Leichenteile an uns vorbei treiben. Bei den Testfragen wurde danach gefragt, was nicht zu den Weltreligionen zählt. Der Dozent heißt Meier (fiktiver Name) und zur Auswahl stand Meierismus … Bei anderen Testfragen gab es die Antwortmöglichkeit, dass man ohne seinen Anwalt nicht antwortet. (Es gab aber durchaus auch anspruchsvollere Fragen.)
Ein Hauptthema ist inzwischen alles rings ums Eigenheim. Als erstes gab es eine Beratung zu Solaranlagen von mir am ja eher freier gestalteten Nachmittag. Dann mitten im Unterricht Nachfragen zu einem anderen Thema – bis schließlich am Beginn des Unterrichts verkündet wurde, dass es keine Fragen zum Thema Haus an mich geben würde (geht ja auch später).
Neben dem Humor und Privatem gibt es aber auch ernsthafte Zusammenarbeit. Auf mein Klugscheißertum (korrigierend oder thematisch erweiternd) in Bezug auf den Lehrstoff wird voll eingegangen. Und auch darauf zurückgegriffen, dass ich nebenbei immer parallel zum Unterricht recherchiere. Da fehlte dem Dozenten z. B. ein Fachausdruck. „Die Araxe hat das bestimmt schon gegoogelt.” Ja, hatte sie.
„Meine” Gruppe ist indes noch besser eingespielt und wir waren inzwischen so gut, dass wir bei einer Gruppenarbeit den Unterrichtsinhalt des folgenden Tages fast mitbearbeitet haben. Die Anweisung war dann, dass wir gar nicht so viel machen sollten. Bei den anderen Gruppen läuft es dagegen teilweise nicht so rund. Nicht jeder beteiligt sich. Da finde ich es echt monstergut bei unserer Gruppe, dass jeder nach seinen Fähigkeiten etwas beiträgt. Und darüber hinaus gibt es sehr schöne persönliche Kommunikation, wie z. B. gleich morgens den Hinweis auf den Weltkatzentag oder Informationen über eine interessante Inuit-Göttin (Sedna).
Eine Kommilitonin, A., hingegen hat offensichtlich kognitive Schwierigkeiten als auch Defizite, wenn es darum geht, sich selbständig zu beschäftigen. So schrieb sie mich auch am Wochenende an: „Hey.” „Na? Langeweile am Wochenende?”, fragte ich. Antwort: „Ja so geht es mir aber auch das es am Wochenende langweilig ist.” Leider ist ihr auch während des Unterrichts langweilig und vor allem nachmittags, wenn wir Aufgaben zur selbständigen Bearbeitung bekommen. Das ging dann soweit, dass sie sich nur wenig oder gar nicht an Gruppenarbeiten (sie ist nicht in meiner Gruppe) beteiligte – ChatGPT liefert gegebenenfalls fix Antworten. Und so hatte sie sich nun auch bei der Kursleitung beschwert, dass unser Dozent Herr Meier nie ansprechbar wäre. Dabei ging Herr Meier als einziger Dozent bisher am Nachmittag herum und besuchte alle Teilnehmenden bzw. Gruppen und war stets sofort zu erreichen. Mitunter kam man kaum dazu, die Aufgaben zu erledigen, weil er ständig in die Gruppe reinplatzte. Wir – als reine Frauengruppe – hatten dann schon eine wirksame Lösung, um uns wieder auf die Aufgaben (oder anderes) zu konzentrieren: der Hinweis, dass wir gerade Frauenthemen besprechen reichte. (Das wirkt übrigens auch bei P., der ähnlich wie A. einige Konzentrationsschwierigkeiten hat.) Aber richtig nach hinten los ging es bei der E-Mail an die Kursleitung, als sie nachfragte, ob wir nach der Prüfung wirklich frei hätten. Herr Meier hatte nämlich angestrebt, dass wir nach der Prüfung Aufgaben bekommen, die wir zuhause machen sollen. Also nicht wirklich frei, aber eine Aufhebung der strikten Anwesenheitspflicht am Standort. Auch mit dem Hinweis, dass das nicht so die legale Option ist. Das wurde dann natürlich gecancelt. Herr Meier nannte keinen Namen, aber es war für mich schnell klar, wer den „freien” Nachmittag torpediert hatte. In Anbetracht dessen, dass dies nicht böswillige Absicht war, war ich zwar angepisst wegen den Folgen, aber nicht sauer auf A. Bei diesem Nachmittag handelte es sich übrigens hierorts um wohl den heißesten Tag dieses Sommers mit 34 °C und ich hatte quasi schon meine Strandtasche gepackt, um einen Nachmittag an der Ostsee zu verbringen.
So schnell ließ ich mich aber nicht von diesem Vorhaben abbringen und fragte bei meiner Ansprechpartnerin am Standort nach. Und es gab ein O.K. Der jeweilige Prüfungstag ist bis auf die Prüfung soundso immer eher mit Zeittotschlagen verbunden. Um 8 Uhr geht es ja immer los und um 10 Uhr erfolgt erst die Prüfung (dafür hat man meist 80 Minuten oder mitunter auch mehr Zeit) und danach folgen Nachbesprechungen zur Prüfung oder auch wie in diesem Fall die Vorgabe der Kursleitung, dass man seine Unterrichtsmaterialien sortieren soll. (Nun ja, ich habe diese von Beginn an richtig gut strukturiert …) Und ab ging es zur Ostsee.
Herr Meier bezeichnete diesen letzten Tag mit ihm offiziell als Tag der Tränen. Tja, nicht, weil es der Tag der Prüfung war (Die war so etwas von einfach, aber ich habe Muskelkater vom Lachen bei den Antwortmöglichkeiten und es war anstrengend, nicht zu schnell die Prüfung abzuschließen.), sondern weil es traurig ist, dass man diesen Dozenten nun nicht mehr hat. Viel zu schnell ging dieses Modul jedenfalls zu Ende. So viel geballten Spaß hatte ich lange nicht mehr.
Die Dozentin vom nun mehr letzten Modul (Biographiearbeit – darauf freue ich mich am meisten, weil es mich sehr interessiert und habe, weil dies ein Schwerpunkt bei der Qualifizierung ist, diese ausgewählt) wohl etwas strenger sein und viel Wert auf wirkliche Gruppenarbeit legen. Ich bin schon sehr gespannt.
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