… und mein zweiter liegen nun hinter mir.
Am ersten Tag war natürlich alles noch neu und ungewohnt, aber ich habe mich recht schnell und mühelos in alles reingefunden.
Bei der Weiterbildung handelt sich ja eher um ein Fernstudium, das ich auch von zuhause aus hätte machen können, aber nachdem ich über ein Jahr daheim verbracht habe, wollte ich mich daran gewöhnen, dass ich auch wieder einen Arbeitsweg haben werde, denn als Betreuungskraft/Alltagsbegleiterin ist die Option auf Homeoffice eher Null.
E-Learnings hatte ich schon zur Genüge, aber hierbei gibt es einen virtuellen Campus, in dem man sich als Avatar bewegt. Das soll wohl spielerisch das Lernen und die Kommunikation erleichtern, ich finde es aber überflüssig bis nervig. Im dreistöckigen Campus muss man immer alles virtuell umständlich ablaufen, um von A nach B zu kommen. Nur der Dozent kann beamen. Nach dem Einlocken muss man sich also immer(!) erst einmal quer durch das Erdgeschoss zum Fahrstuhl oder zur Treppe bewegen, um dann in den Hörsaal in den dritten Stock zu gelangen, zu dem man auch noch mal ein Stück auf der Etage zurücklegen muss. Die Avatare lassen sich verhältnismäßig mit nur sehr wenigen Optionen optisch modifizieren und sind auch ansonsten mit nur sehr wenigen Skills ausgestattet. Bei mir steht da weniger der Spaß, sondern mehr die Ineffizienz im Vordergrund. Besonders nervig ist es, wenn man sich in einem beengten Umfeld befindet. Im Loungebereich muss man wirklich genau die Lücke zwischen den Sofas langgehen, um herauszufinden und es gab auch schon Kommiliton*innen, die hinter einer geöffneten Tür feststeckten. Auf der Terrasse mit Blick auf eine Gebirgslandschaft kann man Vogelgezwitscher hören und auch jeden seiner eigenen Schritte, aber mehr als ein paar Schritte vor dem Eingang kann man nicht machen – die Straße vorm Eingang mit dahinter liegendem Parkplatz samt Autos kann man nicht erreichen und ebenso kann man sich nicht von der Dachterrasse herunterstürzen, was angeblich mal möglich war – allerdings ohne Folgen. Es gibt also kein Entkommen …
Am zweiten Tag ging es los mit einer professionellen MS-Office-Schulung, die eigentlich mit Word starten sollte. Für mich war schon vorher klar, dass das eher gähnende Langeweile für mich bedeutet, aber ich hätte nicht gedacht, dass man dabei auf wirklich rudimentärsten Niveau anfangen muss („Wo ist denn die Steuerungstaste?”). Von 8 Uhr bis 12.30 Uhr ist Vorlesungszeit mit dem Dozenten, der sich danach eigentlich ausklinkt und dann nur für Nachfragen während der freien Lernphase mit eigenständig zu lösenden Aufgaben von 13 bis 16.15 Uhr zur Verfügung steht.
Soweit sind wir heute lange nicht gekommen. Der Dozent versuchte sein Bestes, aber man merkte schon, dass er noch nie so viel Barrieren zu überwinden hatte, wie in meinem Kurs. Immer wieder meldeten sich Teilnehmende, die total lost waren. Eine Teilnehmerin weinte auch schon, weil sie sich nicht zurecht fand. Ich habe dann angeboten, diese und alle anderen mit Bedarf zu betreuen.
Das waren dann doch ca. ein Drittel der Teilnehmenden, die sich daraufhin bei mir einfanden. Schritt für Schritt habe ich noch einmal alles erklärt. Immer mit der Rückfrage, ob wirklich alle alles verstanden haben. Alles zu erklären, was am Vormittag durchgenommen wurde, habe ich nicht geschafft, aber schon, dass sich alle für den Anfang nun zurechtfinden. Da waren alle, nicht nur die eine sehr verzweifelnde Kommilitonin, nun sehr glücklich und bedankten sich für meine emphatische Hilfe und Geduld.
Das war dann aber wieder etwas ein Fauxpas von mir, als ich meinte, dass man als Betreuungskraft ja genau das bei alten Menschen und insbesondere Dementen braucht. Aber es war schnell klar, dass ich damit nicht die Teilnehmenden meinte. (Ein Freund von mir meinte jedoch, dass gezielt Teilnehmende ausgesucht werden, um die eigenen Skills diesbezüglich zu schulen. Nun ja ….)
Ich fand es jedenfalls gut, dass ich helfen konnte und alle entspannt ins Wochenende gingen, weil sie sich nun wieder besser zumindest halbwegs, aber auf jeden Fall für den Anfang zurecht finden können.