Am heutigen Tage fand im zur Firmengruppe gehörenden Seniorenheim ein Social Day statt. Auf vielfältige Weise konnten sich Beschäftigte unserer Firmengruppe (nachvollziehbarerweise nur von lokalen Unternehmen und nicht aus Indonesien oder so) freiwillig an der sozialen Betreuung für einen ganzen Tag beteiligen.
Eigentlich hatte ich mich für die Aktivität Klönschnack angemeldet. Ich gestalte ja auch die Bewohnerzeitschrift und dachte, dass man so vielleicht auch noch einige Bewohnerinnen oder Bewohner finden könnte, die etwas Interessantes zum Inhalt beitragen könnten. Das wird nämlich zunehmend schwieriger, da die Pflegebedürftigkeit in den letzten Jahren immens angestiegen ist und es sehr problematisch geworden ist, jemanden für ein Interview zu finden, da die kognitiven Fähigkeiten vermehrt eingeschränkt sind.
Kaum war ich aber nach weiter Anreise und strömenden Regen noch einige Zeit vor Beginn vor Ort, überfiel mich meine Chefin, die den Social Day mitorganisierte. Mein Bedürfnis, dass ich erst einmal einen Kaffee bräuchte, ignorierte sie – die Planung lief durch Ausfall einer Kollegin schief und das musste natürlich sofort geklärt werden und hatte keine Minute länger Zeit … Aber auch ohne Kaffee sagte ich sofort zu, dass ich nun die Malgruppe zusammen mit einer langjährigen (33 Jahre!) Mitarbeiterin des Seniorenwohnheims übernehme.
Mit dieser Mitarbeiterin hatte ich zwar noch nie wirklich persönlichen Kontakt, aber seit über zehn Jahren gestalte ich die Bewohnerzeitung (bzw. gibt es diese auch erst durch mich in diesem Format) und so kannte ich sie zumindest theoretisch recht gut und sie mich ebenso. Zudem hat das kleine Monster vor einiger Zeit dort mal ein Schülerpraktikum gemacht und einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Jedenfalls verstanden wir uns auf Anhieb richtig gut und arbeiteten zusammen, als hätten wir das schon Ewigkeiten getan. Sehr bedauerlich, dass dieser Tag nun ausgerechnet ihr letzter Arbeitstag war. Der Tag war in zwei Blöcke eingeteilt, wobei fast alle Teilnehmenden auch gleich beim zweiten Teil dabei sein wollten, da alle so viel Freude daran hatten. (Diejenigen, die in Folge nicht dabei waren, hatten schlicht andere Termine.) Eine Schülerpraktikantin war auch zugegen, die sehr introvertiert war und kaum eingebunden wurde. Diese war schon länger da und hatte offensichtlich Schwierigkeiten, sich aktiv zu beteiligen.
Nun ja, ich war dann auf jeden Fall voll drin im Geschehen und es hat mir richtig viel Spaß und Freude gemacht. Die Teilnehmenden in ihrer Kreativität zu unterstützen – so verschieden auch die persönlichen Voraussetzungen waren – und auch parallel selbst mal wieder zu Pinsel oder Stift zu greifen (vielleicht poste ich hier auch noch ein paar Bilder).
Nach diesem Erlebnis bin ich mir jedenfalls spätestens sicher, dass ich kein dissozialer Honk bin. Momentan gibt es nämlich ein paar Schwierigkeiten in meinem Job mit mir. Das ging jetzt soweit, dass ich einen Coach bekommen habe. Quintessenz ist jedoch eigentlich, dass ich zu ambitioniert bin, nicht einfach meine Klappe halte und stumpf nur das Nötigste mache. So sieht es auch meine Coachin und stellt Handlungsbedarf bei allen anderen Beteiligten fest. Ich bin demnach in so etwas wie ein Symptomträger, also für alles, was so falsch läuft.
Und nach dem heutigen Tag stelle ich mir um so mehr die Frage, ob ich wirklich in so einem Umfeld weiter arbeiten möchte oder nicht doch besser auf die Suche nach einem passenderen Umfeld gehe, denn mir selbst bleibt so nur eine Anpassung und kaum Spielraum, etwas zu verändern.
Tja, ich habe immer noch den Anspruch, dass mir eine Erwerbstätigkeit Freude, Sinn und Erfüllung usw. bringt und ich mich da auch voll einbringe, aber ebenso auf eine Work-Life-Balance Wert lege.
13 Kommentare zu Heute wurde gekleckert und nicht geklotzt
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Gehenna
Don’t! Sie haben doch bis jetzt Freude, Sinn und Erfüllung in Ihrem Job gefunden, der Ihnen zweifellos sehr viele Freiheiten ermöglicht hat (e.g. Kunst, Ausstellungen, die Formung und kompatible Begradigung von Azubis). Und begreifen Sie Coaches nicht als Zwang und negative Verformung sondern als Chance und Möglichkeit, sich zu verbessern. Nutzen Sie die Zusammenführung von Fremd- und Eigenbild zu Ihrem Vorteil und bestehen Sie nicht auf einem unwilligen „ich bin so wie ich bin“. Die Firma schätzt Sie und investiert in Sie, sonst würde Sie keinen Coach bezahlen. Und wenn es 1-2 Leute gibt, mit denen es schwierig ist, get over it, meine Mutter sagte immer: „Wenn du glaubst, wegen eines Arschlochs kündigen zu müssen, mach es nicht! Das gleiche Arschloch wirst du bei deinem nächsten Arbeitgeber finden“. Und sie hatte absolut Recht. So don’t. And think twice.
Nun ja, das Arbeitsumfeld hat sich im Laufe der Zeit (fast 13 Jahre!) doch sehr stark geändert und es geht nicht nur um ein, zwei Arschlöcher – das Problem kenne ich in der Tat aus bisher jedem anderen Job und kann damit bis zu einer gewissen Schmerzgrenze leben. Sicher habe ich nach wie vor noch viele Freiheiten, die nicht unbedingt selbstverständlich sind, aber im alltäglichen Ablauf gibt es für mich zunehmend eine demotivierende Umgebung.
Mir ist durchaus bewusst, dass der Coach bzw. die Coachin eine Bereicherung für mich ist und keine Gehirnwäsche, um mich gefügig zu machen. Fremd- und Eigenbild sind hierbei auch gar nicht groß abweichend. Bisher hat mich die Coachin sehr in meiner Sichtweise bestätigt, wir ticken auch sehr ähnlich, und sieht wie gesagt ebenso wie ich Probleme im Ganzen des direkten und weiteren Umfelds. Deswegen wollte sie am liebsten das ganze direkte Team einbeziehen oder zumindest meine Chefin. Ersteres sprengt nachvollziehbarerweise den finanziellen und zeitlichen Rahmen, aber meine Chefin nun mit an Bord genommen und wird einen Persönlichkeitstest machen. Die Coaching hat mir ja auch ihren gezeigt, der in den meisten Eckpunkten fast identisch ist – kein Wunder, dass wir uns so gut verstehen.
Das wird wohl aber alles nichts helfen, um eine wirklich zufriedenstellende Situation zu erreichen, da an der grundlegenden Gesamtsituation nicht geändert werden kann. Mir werden sicher Mittel und Wege aufgezeigt, wie ich damit besser umgehen kann. Zum eigenen Wohle als auch anderer. Ich bin auch voll dabei, um daran zu arbeiten und es wird sicher besser werden, aber ob das reicht, bezweifle ich momentan eher.
Mag sein, dass man mit 50+ eher dazu neigt, große Veränderungen zu meiden und einen kompletten Neuanfang eher nicht in Betracht zieht. Andererseits wird man sich immer stärker bewusst, was man nicht will und was einem guttut. Die Coachin hat ungefähr in meinem Alter auch nochmal komplett neu durchgestartet, weil es für sie so wirklich gar nicht mehr weiterging. Sie merkte dann aber auch, dass wir in eine Richtung abdriften, die „nicht so ganz” ihrer angeforderten Aufgabe entspricht. *g* Bei der nächsten Sitzung soll dann auch der Fokus mehr auf mein Handeln und meinen Möglichkeiten in der bestehenden Situation gerichtet sein.
Jedenfalls nehme ich das alles jetzt erst einmal voll und ganz an, auch wenn ich skeptisch bin, und schätze die Bereitstellung eines Coachings sehr. Also abgeschlossen habe ich dieses Kapitel noch nicht, auch wenn es schon lange zuvor in mir rumort hat, und gebe dem allen eine Chance, auch wenn das wohl eher anders herum gedacht war.
Nichtsdestotrotz beschäftige ich mich gedanklich mit dem, was ich eigentlich will. Was beruflich vielleicht passender wäre und womöglich etwas komplett anderes sein könnte, wie z. B. im Bereich der sozialen Betreuung. Gerade durch den Social Day merkte ich ja, dass mir insbesondere das Arbeiten mit Senioren sehr liegt. Aber auch anderes im sozialen Bereich könnte ich mir vorstellen. Es ist für mich vielleicht doch erfüllender für und mit Menschen direkt zu arbeiten, als im B2B-Bereich. Platz für Kreativität lässt sich auch hier finden.
Danke für den Einblick in Ihre Gedanken. Alles, was Sie schreiben, ist richtig. Und natürlich ist es niemals zu spät für eine Neubewertung und einen Neuanfang. Mein Votum geht nur dahin, dies mit ruhigem Blut, sorgfältigen Überlegungen und einer klaren Vision über das Ziel zu tun. Jeder Job hat seine Vor- und Nachteile. Arbeiten mit Senioren ist sicher erfüllend und absolut ehrenhaft; aber kann man dauerhaft emotional mit kontinuierlichem Verlust, Trauer und Trennung umgehen? Ist die (leider) vermutlich geringere Bezahlung in einem Sozialumfeld kompatibel mit Ihren finanziellen Verpflichtungen (z.B. Haus) und persönlichen Interessen/Vorlieben (z.B. Reisen)? Es ist schwer, den perfekten Mix zu finden. Ich liebe z.B. meine unternehmerische Selbstständigkeit, die Freiheit der eigenen Entscheidung, aber ich vermisse auch das Arbeiten in den großen Teams, die bezahlte Zeit für Trainings/Fortbildung, die Einkommensstabilität in Zeiten wie z.B. Corona. Ich wünsche Ihnen, dass Sie eine gute Entscheidung treffen, die Sie zufriedener und glücklicher macht als derzeit. Und wenn es dann so ist, einen Neuanfang.
Einen Neuanfang in einem komplett anderen Umfeld stelle ich mir schwierig vor. Aber ich bin ja auch, im Gegensatz zu Frau Araxe, eher introvertiert, was sich auch anhand meines Kleidungsstils erahnen lässt. Ich unterstreiche die Meinung Herrn Neons bezüglich der emotionalen Last, die mit solch einem neuen Arbeitsbereich auf einen zukommt, auch wenn er mir nicht angedroht hat, als Opfergabe in Ihrem Keller zu landen.
Ich fand es mit gut 42 Jahren dereinst (2005) schon schwierig, eine Arbeit im beratenden Bereich, dazu noch im nichteuropäischen Ausland, aufzunehmen, nach Jahren bei der Telekom. Es dauerte auch eine ganze Weile, damit zurechtzukommen. Der AG-Wechsel 2018, mit Mitte 50, im selben Artbeitsfeld war zwar technisch betrachtet „nur“ ein Wechsel der Kollegen, trotzdem habe ich noch jetzt Schwierigkeiten, mich mit dieser Situation zu arrangieren. Aber das dürfte Ihnen, Frau Araxe, wohl weniger Probleme bereiten. Sie kommen ja bestimmt schnell mit neuen Opf… äh Kollegen zurecht. Aber bedenken Sie: der Altersstarrsinn beginnt einzusetzen. Nicht nur bei den Anderen, auch bei Ihnen. So ein Wechsel fühlt sich nicht mehr so leicht an wie früher.
Trotzdem, wenn Sie sich dafür entscheiden, wünsche ich Ihnen viel Glück!
@Herr Pathologe
Sie täuschen sich da wohl etwas. Ich bin nämlich eher introvertiert. In jungen Jahren sogar sehr. Aber ich habe gelernt damit umzugehen und wirke jetzt wohl eher nicht mehr so. In der Schulzeit galt ich mehr als schüchtern, aber gleichzeitig wurde ich als selbstbewusst eingestuft. Und hatte da schon eine Sauklaue.
Wendebedingt habe ich gleich in jungen Jahren einen großen Sprung ins kalte Wasser gemacht, was mich sicher sehr geprägt hat. Mit meiner Ausbildung zum Textilmaler (auch in der DDR ein seltener Beruf) konnte ich nichts wirklich anfangen. Die Ausbildung wurde ad hoc auch vorzeitig von einem Tag auf den anderen beendet. Aber quasi sofort habe ich dann mehr illegal ein Goldschmiedepraktikum in Hamburg begonnen und war über ein Jahr dabei. Das fand ich total spannend, führte beruflich aber auch nicht unbedingt weiter. Nach Recherchen und Beratung landete ich anschließend bei einer staatlich geförderten Ausbildung zum Grafiker in einer Privatschule und in dem Job bin ich ja immer noch.
Meinen vielfältigen (von Verlag bis Werbeagentur) Arbeitgebern war ich oft über lange Jahre treu – bis dann z. B. durch Geschäftsführerwechsel das Arbeitsumfeld nicht mehr stimmte.
Ich glaube, dass ich da doch recht gute Antennen habe, wenn ich mir einen Wechsel vorstellen kann oder dieser schlicht notwendig ist. Das passiert nicht sofort, aber wenn ich mir darüber Gedanken mache, hat das einen Grund.
Noch bin ich wie gesagt in dem Modus, dass ich mit Hilfe der Coachin dem allen eine Chance gebe. Aber es rumort doch sehr in mir, ob ich einen andern Weg gehe.
@Herr Neon
So eine Entscheidung werde ich sicher nicht überstürzt und nur nach reichlicher Überlegung treffen. Momentan ist es bei mir eher erst einmal eine Orientierungsphase, ein Abtasten der Möglichkeiten und Wünsche.
Im Laufe der Zeit bei der Arbeit (die Bewohnerzeitschrift, Diverses für den Bewohnerbeirat u. v. m.) für das Seniorenwohnheim habe ich nun schon viele gehen sehen. Auch wenn es nur um sporadische Zusammentreffen geht, und nicht um alltäglichen Umgang mit mehr persönlicher Tiefe, wird einem die Vergänglichkeit schon recht bewusst.
Finanziell würde ich mit derzeitigen Mindestlohn in Vollzeit ohne Kindergeld sogar relativ gut über die Runden kommen oder bei einer 30-Stunden-Woche + Kindergeld + kleinen festen Beitrag vom kleinen Monster (momentan muss es nichts fix zahlen, übernimmt aber ab und zu die Kosten einzelner Einkäufe). In gut drei Jahren fällt dann auch noch die Ratenzahlung für einen Kredit weg, der aber nicht das Haus betrifft. Das gehört mir schon voll und ganz. Die laufenden Nebenkosten sind trotz Preiserhöhungen der Versorger recht gering und an Rücklagen ist auch noch einiges vorhanden, so dass z. B. eine Wärmepumpe mit Förderung wohl ganz ohne zusätzlichen Kredit realisierbar ist. Sicher ist es entspannter, wenn man sich so wie jetzt, eher gar keine finanziellen Gedanken machen muss. Aber allgemein glaube ich, dass ich ganz gut mit Geld umgehen kann – bei meinen Reisen bin ich meist auch nach wie vor recht sparsam, auch wenn ich das nicht müsste. So habe ich mir auch diesmal z. B. gleich zu Anfang Minze und Zitrone gekauft und mir damit mit Wasser meinen täglichen Getränkebedarf (angefroren in großen Wasserflaschen) zubereitet – auch, weil ich es so am liebsten mag und gern auf Softdrinks verzichte. Es gab in meinem Leben zumindest zwei einschneidende Phasen, wo ich mit wenig oder weniger Geld gut klargekommen bin. Zum einen die ganze Zeit nach der Wende (oder ja eigentlich auch davor) und dann zur Finanzkrise. Da vertraue ich auch ganz darauf, dass ich wie dort auch, Mittel und Wege finde, mich nicht nur sehr gut über Wasser zu halten, sondern zudem ebenfalls zusätzliche Quellen auftreiben kann.
Mit anderen Worten – die genannten Risiken sind mir bewusst, würden mich aber nicht abschrecken, einen Neuanfang zu wagen, wenn ich mich denn dazu entscheiden sollte.
Ich bin sicher, dass Sie diesen Schritt gut abwägen werden. Darf man ja auch erwarten von Skorpionen, die heißblütig+kristallklaranalysierend gleichermaßen beherrschen. 😉 Das bezahlte Haus gibt auf jeden Fall Sicherheit (diese Verpflichtung habe ich persönlich auch ziemlich schnell abgehakt, und das ist aus eigener Erfahrung ein sehr gutes Gefühl). Ich vermute, unsere Generation ist auch eher in der Lage, Anspruch und Wirklichkeit einfacher in Einklang zu bringen, bis hin zum klugen Verzicht (wenn erforderlich), zum Selbermachen statt Beauftragen, zum kann-ich-bezahlen statt brauch-ich-Kredit. Sie werden das schon richtig entscheiden und die Konsequenzen dieser Entscheidung umarmen und meistern.
Noch sind das alles ja nur Gedanken, Gedankenspiele über zukünftige Möglichkeiten. Aber wenn ich damit schon mal anfange, dann hat sich ein Prozess in Bewegung gesetzt. Hals über Kopf werde ich wie gesagt ganz sicher keine Entscheidungen treffen. Und ich fühle mich dann doch auch verpflichtet, einige wichtige Projekte zu beenden. Seien das nun echt wichtige firmenbetreffende Projekte oder für mich eher persönlich wichtige Projekte wie die ade art, die ja erst im November ist, aber bei der die Organisation schon auf Hochtouren läuft.
Vielleicht dauert das doch noch längere Zeit, bis ich mich zu einem Neuanfang entscheide. Vielleicht geht es auch schneller, als ich es mir momentan vorstellen kann. Erfahrungsgemäß weiß ich von mir, dass ich beruflich immer sehr gut den Punkt finden kann, wann ich etwas beende und gleichzeitig einen guten Start in etwas Neues finde. Das mag zeitlich zwar etwas zurückliegen, vor allem, wenn es um eine komplette Neuorientierung geht, aber ich habe erfahrungsgemäß das Selbstbewusstsein, dass ich das kann.
Jetzt wird es aber auch noch mal spannend, was beim Coaching herauskommt, wenn mein Persönlichkeitstest (mein Schwerpunkt liegt „überraschenderweise” bei Kreativität und Unabhängigkeit) zusammen mit der von meiner Chefin ausgewertet wird. Hatte ich schon gesagt, dass ich die Coachin richtig gut finde? Es war wohl aber nicht ihr Job, mich so zu supporten, dass ich mir mehr Gedanken über alternative Jobmöglichkeiten mache, aber gerade durch das Coaching beschäftige ich mehr damit.
Das ist wirklich überraschend: ich hätte Ihren Schwerpunkt auch eher darin gesehen, andere Leute in Todesangst zu versetzen, sie hinterrücks zu meucheln und nach kompetenter Filetierung für schlechte Zeiten in klug verteilte Einmachgläser unterzubringen. Und was ist mit Ihrer herausragenden Fähigkeit, wirklich schlechte Musik fehlgeschmackssicher gut zu finden? Denke, der Test hat da einige Lücken!!
Ich denke auch, Sie sollten das nicht nur als Selbsterfahrungstrip nutzen. Schließlich wurde die Coachin ja durch das Unternehmen bestellt/installiert, und das zu einem bestimmten Zweck, i.e. die gefühlten oder tatsächlichen Ecken an Ihnen zu glätten, damit Sie mit dem Rest der Workforce (oder evtl. auch nur mit der Chefin) besser harmonieren. Vielleicht will man Sie auch nur auf höhere Aufgaben vorbereiten? Vielleicht sollten Sie auch einfach mehr Fragen stellen und zuhören als nach Antworten und Veränderungsoptionen zu suchen. Eventuell sind es nur marginale Brüche und Unstimmigkeiten, die leicht durch eigenes Handeln gebessert werden können. Suchen Sie nach Verbesserungsräumen in Ihrer Kommunikation. Das ist so wie in einer Beziehung, wo die Eheberaterin (hier: Coachin) die „Middle(wo)man“ zwischen den Parteien (hier: Unternehmen + Araxe) darstellt, quasi als Bindemittel und Übersetzerin zwischen Instanzen, deren Senden/Empfangen nicht mehr voll kompatibel sind.
Ich denke, man kann in so einem Prozess eine Menge über sich lernen. Und sei’s drum – meinetwegen können Sie die
MusikLärmfrequenzansammlung von GrünerStar ruhig weiter gut finden. 😉Heute war nun die gemeinsame Auswertung unserer Testergebnisse. Die Schwerpunkte meiner Chefin sind gleichfalls Unabhängigkeit und zudem Einfluss. Im Detail wurde dann noch deutlicher, dass sie ein ziemlicher Kontrollfreak ist und schon fast panische Angst vor Kontrollverlust hat, was aber auch allgemein bekannt ist.
Vor ein paar Tagen erzählte sie mir auch einen dafür typischen Alptraum. Eigentlich haben wir ja momentan wirklich gar keine Zeit (Messevorbereitung) für die Zukunft bzw. die Vorbereitung auf den nächsten Workshop, sollen uns aber trotzdem explizit während der Arbeitszeit damit beschäftigen. Also macht das meine Chefin größtenteils in ihrer Freizeit. Mit der Folge, dass sie am Wochenende träumte, dass ihr gekündigt wird, weil sie nicht zukunftstauglich ist … (Das fand ich sehr schockierend – vor allem, weil sie diesen Traum offenbar recht ernst genommen hat und ich habe gleich versucht, sie zu überzeugen, dass sie sich einfach zu viel Gedanken macht.)
Ein paar andere Details bei der Auswertung schockten sie wiederum offensichtlich (auch wenn sie sich ja nicht viel anmerken lässt, aber ich kenne sie ja lange genug). Empathie ist z. B. bei ihr so gut wie gar nicht vorhanden. Dass sie insgesamt eher auf der rationalen Ebene unterwegs ist, ist allerdings auch nichts neues.
Die Coachin wies sie dann auch darauf hin, was für wertvolle Eigenschaften ich mitbringe (ihre Begeisterung war ihr deutlich anzumerken) und man auch auf meine Bedürfnisse Rücksicht nehmen sollte, um diese voll zu nutzen. Aber auch mit Einschränkungen meinerseits, denn natürlich muss ich mich auch anpassen. Was ich auch gleich nach dem ersten Gespräch schon vorm Coaching umgesetzt habe. Ich bin ja durchaus kompromissbereit und kritikfähig, brauche dann aber auch deutliches Feedback. Also eigentlich hätte wohl ein direkter Austausch ohne Coaching meinerseits schon ausgereicht.
Der Wunsch meiner Chefin, dass ich absolut handzahm werde, zu allem Ja und Amen sage und dass auch noch am besten aus tiefster Überzeugung, wurde von der Coachin eher abgelehnt. Man sollte mich schon mehr (nicht vollkommen!) so nehmen wie ich bin und meine Stärken mehr nutzen und anerkennen.
Noch haben wir unsere Testergebnisse (über 30 Seiten) nicht gegenseitig geteilt, aber ich wäre dazu bereit und habe auch gleich meiner Chefin angeboten, dass wir beide darüber reden als auch noch mal über das Coaching. Bisher hat sie sich noch nicht wirklich dazu geäußert. Insgesamt hat sie wohl vom Coaching etwas sehr anderes erwartet – jedenfalls nicht, dass sie nun so direkt daran beteiligt ist.
Sagte ich schon, dass Offenheit auch ein Schwerpunkt bei mir ist? Hm, ich nutze hier bewusst die Kommentare, um etwas offener zu schreiben. Die sind zwar auch öffentlich, aber ich kenne bisher nur einen Menschen, der sich im Nachhinein alle Kommentare durchgelesen hat (ach ja, und einen unbekannten User, der zumindest alle Beiträge gelesen hat). Von daher ist man ja doch eher unter sich. *g*
Jedenfalls finde ich dieses Coaching sehr bereichernd – es wird sich so oder so positiv auswirken. Insgesamt glaube ich zwar nicht an strukturelle Veränderungen, die mir (wieder) mehr kreativen Freiraum ermöglichen, aber es gibt jetzt schon mehr Sensibilität, dass Austausch und Feedback wirklich wichtig sind. Jetzt bin ich auch wieder dabei, die add art zu organisieren und fühle mich verpflichtet, diese im November auch durchzuführen. So einfach ist es auch nicht für mich, mal eben so dies alles zu verlassen, selbst wenn ich Möglichkeiten für ein optimaleres Arbeitsumfeld hätte. Und dennoch … auch wenn in Zukunft vielleicht nun einiges besser laufen wird, zu dem ich selbst beitragen werde, ist doch schon länger das Bedürfnis nach einer vollkommenen Veränderung bei mir da.
Wenn Menschen einen starken Kontrollzwang haben, also die Angst, die Kontrolle über etwas für sie Wichtiges zu verlieren, ist das häufig eine Indikation für Überforderung mit zugeteilten oder selbst gewählten Verantwortungen. Ich persönlich finde es sehr schwierig mit solchen Leuten umzugehen, zu arbeiten, besonders, wenn sie Weisungsbefugnis haben. Es sind wahre Micromanager, ihre Führung lässt meist keinerlei Freiräume, definiert nicht nur das Ziel einer Aufgabe, sondern granulare, präzise (und strikt einzuhaltende) Schritte, wie man dieses zu erreichen hat. Für kompetente, selbstbewusste, sachkundige Mitarbeiter ist das eine Qual, weil man zu einer Arbeitskraft degradiert wird, von der Denken nicht erwünscht ist.
Wenn sich diese Eigenschaft so darstellt und sich ihre Chefin nach diesem für sie selbst offenbar auch sehr erkenntnisreichen Coaching nicht signifikant ändert, sehe ich für ihre weitere freudvolle Zukunft dort wenig Basis, da ich nicht annehme, dass Sie sich in eine handzahme Kapitulation bewegen lassen.
Andererseits: Alpträume gründen häufig auf manifesten Ängsten, die wiederum auf tatsächlich Erlebtem basieren. Und das Gefühl von Überforderung entsteht auch, wenn der Chef der Chefin mit ihr womöglich zu herausfordernde Ziele vereinbart hat. Könnte also auch sein, dass sich die Kündigungsphobie bei tatsächlicher Ziel-Nichterreichung auch schnell reales Erlebnis wird. Und dann werden eh neue Karten gespielt. Vielleicht ist es also nicht unklug, dem Treiben noch ein wenig zuzuschauen.
Nun ja, der Kontrollzwang war schon immer vorhanden, hat aber inzwischen doch gefühlt zugenommen. Oder vielmehr das Bedürfnis meiner Chefin, es allen recht zu machen. Bisher konnte ich damit recht gut umgehen, da ich zumindest ansatzweise die persönlichen Intensionen erkennen konnte. #Unser (der von meiner Chefin und mir) obergeordneter Chef ist der Obercheffe von allem und ist sehr emphatisch und hat auch immer einen sehr guten Blick aufs Ganze. Von der Seite gibt es ganz gewiss keinen Druck, sondern immer ein offenes Ohr für Probleme.
Ich habe jetzt ja auch noch mal Gesprächsbedarf bezüglich des Coachings (als Auslöser) angemeldet. Große Hoffnungen habe ich nicht, denn sie blockt dann doch alle persönliche Kritik eher ab. Vielleicht gehe ich da dann doch mal in illoyale Bereiche und sage ihr mal, was Kolleg*innen meinen (ohne Namen zu nennen).
Aber das Problem ist ja nicht nur meine Chefin. Es krankt in sämtlichen Bereichen.
@Herr Neon
So eine Entscheidung werde ich sicher nicht überstürzt und nur nach reichlicher Überlegung treffen. Momentan ist es bei mir eher erst einmal eine Orientierungsphase, ein Abtasten der Möglichkeiten und Wünsche.
Im Laufe der Zeit bei der Arbeit (die Bewohnerzeitschrift, Diverses für den Bewohnerbeirat u. v. m.) für das Seniorenwohnheim habe ich nun schon viele gehen sehen. Auch wenn es nur um sporadische Zusammentreffen geht, und nicht um alltäglichen Umgang mit mehr persönlicher Tiefe, wird einem die Vergänglichkeit schon recht bewusst.
Finanziell würde ich mit derzeitigen Mindestlohn in Vollzeit ohne Kindergeld sogar relativ gut über die Runden kommen oder bei einer 30-Stunden-Woche + Kindergeld + kleinen festen Beitrag vom kleinen Monster (momentan muss es nichts fix zahlen, übernimmt aber ab und zu die Kosten einzelner Einkäufe). In gut drei Jahren fällt dann auch noch die Ratenzahlung für einen Kredit weg, der aber nicht das Haus betrifft. Das gehört mir schon voll und ganz. Die laufenden Nebenkosten sind trotz Preiserhöhungen der Versorger recht gering und an Rücklagen ist auch noch einiges vorhanden, so dass z. B. eine Wärmepumpe mit Förderung wohl ganz ohne zusätzlichen Kredit realisierbar ist. Sicher ist es entspannter, wenn man sich so wie jetzt, eher gar keine finanziellen Gedanken machen muss. Aber allgemein glaube ich, dass ich ganz gut mit Geld umgehen kann – bei meinen Reisen bin ich meist auch nach wie vor recht sparsam, auch wenn ich das nicht müsste. So habe ich mir auch diesmal z. B. gleich zu Anfang Minze und Zitrone gekauft und mir damit mit Wasser meinen täglichen Getränkebedarf (angefroren in großen Wasserflaschen) zubereitet – auch, weil ich es so am liebsten mag und gern auf Softdrinks verzichte. Es gab in meinem Leben zumindest zwei einschneidende Phasen, wo ich mit wenig oder weniger Geld gut klargekommen bin. Zum einen die ganze Zeit nach der Wende (oder ja eigentlich auch davor) und dann zur Finanzkrise. Da vertraue ich auch ganz darauf, dass ich wie dort auch, Mittel und Wege finde, mich nicht nur sehr gut über Wasser zu halten, sondern zudem ebenfalls zusätzliche Quellen aufzutreiben.
Mit anderen Worten – die genannten Risiken sind mir bewusst, würden mich aber nicht abschrecken, einen Neuanfang zu wagen, wenn ich mich denn dazu entscheiden sollte.